Messerschmitt Bf 109 G-6 "ProfiPACK"

eduard 8268 – 1/48

Zur Geschichte: Die G-Variante der "109" unterschied sich im Wesentlichen in der Motorisierung mit der stärkeren DB 605-Reihe und schwerer Bewaffnung, z.B. den ab der G-6 eingebauten 13-mm MG 131, die die charakteristischen Beulen über dem Motor nötig machten, von ihren Vorgängern. Die G-Reihe wurde schließlich zur meistgebauten Messerschmitt Bf 109-Variante.

Präludium: Wie bei seiner Spitfire-Reihe hat Eduard auch sein neuestes Produkt mit einem 40-Tage-Countdown, begleitet von täglichen Veröffentlichungen auf Facebook und Youtube angekündigt. Mir als Tierfreund gefallen dabei die E-Bunny-Comics am besten.

Zum Kit: Im stabilen Profi-Pack-Karton der gewohnten Größe finden sich eine farbige 16-seitige Bauanleitung, 178 dunkelblaugraue Kunststoffteile an vier Rahmen, je zu zweit in wiederverschließbaren Tüten verpackt, 9 Klarsichtteile, ein Rahmen bedruckte Fotoätzteile und Eduards bekannte Lackiermasken, letzteres alles in Clipsbeuteln. Die Qualität ist wie von den letzten Bausätzen her bekannt makellos, Grat fehlt gänzlich, Auswerfermarkierungen sind an Stellen gelegt worden, wo sie nach dem Bau unsichtbar bleiben, allerdings sind an den Propellerblattwurzeln deutliche Sinkstellen, die gespachtelt werden müssen. Die Oberfläche zeigt feinste versenkte Gravuren in verschiedenen Stärken und auch die Nieten sind in mehreren Varianten zu finden. Die Glasteile sind dünn und klar.

Im Einzelnen: ist der Rumpf wie bei diesem Hersteller üblich einteilig. Alle Steuerflächen, die Vorflügel und die Klappen der Fügelkühler sind separat nachgebildet. Nur die Gießrahmen für den Rumpf und die Flügel sind variantenspezifisch, alles übrige ist mit "Bf 109 F G K" markiert. Dementsprechend gibt es drei verschiedene Propeller, zwei verschiedene Ladereinläufe, einen Tropenfilter für die Bemalungsvariante A, zwei verschiedene Spornräder mit kurzem und langem Bein, Seitenruder, niedrig und hoch aus Blech, flacher und tiefer Ölkühler, Räder schmal und breit, mit Speichenfelge und Stahlfelge sowie mit und ohne Profil, eine Cockpit-Rückwand mit Batteriekasten, einen kurzen und einen langen Antennenmast, einen Kopfpanzer aus Stahl oder Panzerglas, Gondelbewaffnung mit MG 131/20mm für Rüstsatz 6, 250 Kg-Bombe mit Träger, Rumpfbombenträger mit 50 kg-Bomben (Rüstsatz 2), Zusatztank mit Träger, zwei verschiedene Durchbrüche für die Rumpfwaffen (rund und eckig), Windschutzscheiben mit zwei Lufthutzen bzw. einer Hutze und einer Leuchtpistolen-Öffnung, eine dreiteilige und eine Erla-Haube. Somit hat man alles, um frühe und späte Versionen der 109G (G-6, G-10 und G-14) zu verwirklichen.

Das Cockpit wird durch die Verwendung der beiliegenden bedruckten Ätzteile noch weiter verfeinert. Die bedruckten Ätzteile bieten ein mehrschichtiges Instrumentenbrett, Gurte und diverse weitere Kleinteile wie eine Antennenverankerung am Seitenleitwerk, eine Haubenhalterung, eine Ringantenne, das Auspuff-Leitblech links und die Stützen für den Tropenfilter.

Nette Einfälle sind die Benzinleitung aus Klarsichtmaterial, um das Sichtfenster realistisch darstellen zu können, das separate Motorhaubenscharnier, die separaten Verkleidungen der Fahrwerksschächte in zwei Größen und die an den Fahrwerksbeinen angegossenen Bremsleitungen. Auf eine Motornachbildung hat man bei Eduard auch diesmal wieder verzichtet, aber die Auspuffrohre haben hohle Enden. Interessant finde ich die Befestigung des Propellers, dessen Achse nur durchgesteckt wird und wohl durch sein etwas knolliges Ende den Propeller fixieren soll.

Der Decalbogen von Cartograf bietet wie bei Eduards Profi-Packs üblich fünf Versionen:

  1. Bf 109G-6 trop. W.Nr. 27169, Fw. Heinrich Bartels, 11/JG 27, Kalamaki Airfield, November 1943 mit gezackter Flügel-Tarnung
  2. Bf 109G-6 W.Nr. 440141 Oblt. Wilhelm Schilling, Kommandeur der 9./JG 54, Ludwigslust, Februar 1944 mit blauem Reichsverteidigungsband
  3. Bf 109G-6 W.Nr. 18807 Ofw. Alfred Surau, 9./JG 3, Bad Wörrishofen, September 1943 mit gelbem Spinner und gelber Kanonenabdeckung mit Augenmarkierung
  4. Bf 109G-6 Oblt. Alfred Grislawski, Kommandeur 1./JGr. 50, Wiesbaden-Erbenheim, September 1943 , mit weißem Leitwerk;
  5. Bf 109G-6 Maj. Ludwig Franzisket, Kommandeur der I/JG 27, Anfang 1944 mit grünem Reichsverteidigungsband.

Alle Maschinen sind in RLM 74/75 über RLM 76 getarnt. Für die Platzierung der Wartungshinweise gibt es eine Extraseite mit Hinweisen, dito für die Lackiermasken, letztere allerdings nur für die dreiteilige Haube.

Fazit: Ein sehr schöner, hoch detaillierter Bausatz mit exquisiter Oberflächen-Nachbildung, der durchaus das Potential hat, der beste auf dem Markt erhältliche Bf-109 G-6 Bausatz zu sein!

Nun gibt es gerechtfertigte Kritik an einigen Details und den Maßen des Kits. Weisere Männer als ich haben sich zu diesen Unzulänglichkeiten geäußert, siehe z.B. den Baubericht von Steffen und die Bewertung von Andreas, sowie die Rezension von Brett Green auf Hyper Scale..

Zunächst zu den "kleinen" Fehlern: Die zu großen Auspuffrohre und der etwas falsche Laderlufteinlauf werden sicher in Kürze vom Zubehörhandel mit Ersatz in Resin bedacht werden, dito die Fahrwerksbeine, letztere vielleicht in Weißmetall? Und den fehlerhaften Konturen an Leitwerk und "Kinn" der Maschine kann sicher mit dem Schleifpad beigekommen werden.

Nun aber zu den "großen" Fehlern: auch ich habe nachgemessen. Im Vergleich zu den Zeichnungen in Lynn Ritgers Modellers Datafile The Messerschmitt Bf 109 Part 2 sind sowohl Rumpflänge und Spannweite tatsächlich etwas "aus dem Leim gegangen". Ich weiß, Zeichnungen sind nicht unbedingt zuverlässig, darum habe ich die Kit-Teile mit dem vielgelobten Zvezda-Kit verglichen: Ergebnis: bei mir ist die Eduard 1,5 – 2 mm länger, die Spannweite ist ca 4 – 5 mm größer. Aber: den Rumpf kann man m.E. vernachlässigen, und die Spannweite lässt sich, wie Tom Cleaver von iModeler Review zeigt, durch relativ einfaches Kürzen der äußeren Flächenenden korrigieren. Et voila, ein annähernd maßhaltiges Modell!. Und es kommt noch besser: wie Steffen erwähnt, ist vielleicht sogar ein korrigierter Bausatz bei Eduard in der Pipeline. Was will man mehr!

Ich für mein Teil werde die Entwicklung erstmal abwarten! Und sollte es keine Korrektur von Eduard geben, bleibt mir immer noch das Do-it-Yourself-Verfahren. Zugegeben, die gemachten Fehler sind bei einem so bekannten Vorbild mehr als bedauerlich, aber deswegen den Kit komplett zu verdammen halte ich für zu kurz geschossen! Die Zvezda 109 F- Reihe mag maßhaltiger sein, hat dafür aber dafür andere Nachteile wie Passform, Komplexität und Fehler bei der Oberflächendarstellung wie die "Panzerplatten" am Rumpf und am Flügel-Rumpf-Übergang. Wie Andreas richtig bemerkte: die "definitive 109" steht leider noch aus!

Wegen der zahlreichen kleinen Teile ist dieser Kit nur Modellbauern mit etwas Erfahrung zu empfehlen.

Utz Schißau (Berlin, Juli 2014)

Übersichts-Arbeiten zur Bf 109 G (Auswahl):

Beaman, John R., Jr.
Messerschmitt Bf 109 in action Part 2
Aircraft Number 57
Squadron/Signal Publications
Stapfer, Hans-Heiri
Walk Around Number 43
Messerschmitt Bf 109G
Squadron/Signal Publications
Ritger, Lynn
The Messerschmitt Bf 109, Part 2 "F" to "K" Variants
A comprehensive Guide for the Modeller
Modellers Datafile 10
SAM Publications
Hitchcock, Thomas H.
Messerschmitt "0-Nine" Gallery
Monogram Aviation Publications