Messerschmitt Bf 108

Eduard 8078 - ProfiPACK - 1/48

Vorbild: Die Messerschmitt Bf 108 ist ein viersitziges einmotoriges Leichtflugzeug der deutschen Bayerischen Flugzeugwerke (BFW) bzw. der Messerschmitt AG und wurde zunächst als Wettbewerbsflugzeug konzipiert und später zu einem luxuriösen Schnellreiseflugzeug weiterentwickelt. In der Planung hat Willy Messerschmitt seine Vorstellung eines idealen Flugzeugs verwirklicht, und das Reichsluftfahrtministerium sah darin eine Chance, den Europarundflug 1934 zu gewinnen. Gleichzeitig wurden an dem Muster technische Neuerungen erprobt, die später teilweise in das Jagdflugzeug Bf 109 übernommen wurden. Nachdem am 13. Juni 1934 die erste Bf 108 fertiggestellt worden war, wurden bis 1945 etwa 885 Exemplare hergestellt. Da die Produktion während des Zweiten Weltkrieges nach Frankreich verlagert worden war, konnten nach dem Krieg noch weitere Exemplare fertiggestellt werden. Die Société Nationale de Constructions Aéronautiques du Nord (SNCAN) nutzte die Bf 108 als Basis und fertigte nach 1945 noch rund 300 Flugzeuge der Nachfolgemodelle Nord 1001 und 1002. Mit der Bf 108 wurden zwischen 1934 und 1971 zahlreiche Rekorde und sportliche Erfolge erflogen. Insbesondere ist das Muster eng mit der deutschen Sportfliegerin Elly Beinhorn verbunden, die dem Flugzeug nach der Überquerung von drei Kontinenten an einem Tag 1936 den Beinamen "Taifun" gab.

Die Bf 108 hat im Vergleich zu anderen Ganzmetallflugzeugen mit gleicher Nutzlast ein geringeres Eigengewicht, was durch eine damals neuartige Bauweise erreicht wurde. Beim Rumpf verzichtete Messerschmitt auf klassische Spanten oder ein eigenes Traggerüst und verwendete dafür profilierte Halbschalen aus Dural, welche im Innern des Rumpfes mit einem Versteifungsprofil versehen und vernietet wurden, so dass eine völlig glatte und selbsttragende Außenhaut entstand. Die Tragflächen waren, je nach Baureihe, mit einem Fachwerkholm oder genietetem Doppel-T-Holm und Rippen aus gelochten Profilblechen gefertigt, die mit Glattblech aus Dural beplankt wurden. Die Vorflügel nach dem Handley-Page-Prinzip klappen je nach Geschwindigkeit und Fluglage automatisch aus, und zwar nur durch aerodynamische Einwirkung ohne eigenen Antrieb. Das durch Vorflügel und Landeklappen variable Flächenprofil erlaubt einerseits hohe Reisegeschwindigkeiten und andererseits hervorragende Langsamflugeigenschaften bei gleichzeitig guter Manövrierfähigkeit. Sämtliche Niete sind bei der Bf 108 versenkt und vor der Lackierung verspachtelt worden, was die aerodynamische Güte stark verbessert. Das einziehbare Fahrwerk war damals für die Piloten so ungewohnt, dass eine akustische Warneinrichtung montiert werden musste, um Bauchlandungen zu vermeiden. Die Bf 108 gilt durch die Vereinigung vieler technischer Neuerungen als ein Flugzeug, welches seiner Zeit weit voraus war. Zu ihrer Produktionszeit war das Muster eines der schnellsten Flugzeuge seiner Klasse weltweit. Bei den Bf 108B können die drei Befestigungsbolzen der Tragflächen mit einem einzigen Hebel entriegelt, die Tragflächen abgezogen, parallel zum Rumpf geschwenkt und am Höhenleitwerk eingehängt werden, was platzsparendes Abstellen erleichtert. Da das Fahrwerk an der Zelle befestigt ist, kann man auch ganze Tragflächen tauschen, ohne das Flugzeug aufwendig aufbocken zu müssen, was die Wartung und feldmäßige Reparatur erleichtert. Die technischen Neuerungen finden sich in der Bf 109 ganz oder teilweise wieder.

Um die Maschine für den privaten Reiseflug als von Messerschmitt sogenanntes Schnellreiseflugzeug gut nutzen zu können, erfuhr die Bf 108A 1936/37 verschiedene Modifikationen an Tragflächen, Rumpf, Motorisierung und Kabine. So wurden unter anderem die Querruder vergrößert, was eine Verkleinerung der Landeklappen bedingte, die Kabinenverglasung geändert, der Schleifsporn wich einem Rad, der Hirth-Motor wurde gegen einen Argus getauscht, und insgesamt wurde die Zelle nebst Tragflächen verstärkt. Die Bf 108B-Versionen waren insgesamt eher luxuriös als sportlich. Die ersten Exemplare der Bf 108 fanden Verwendung als private Sport-, Reise- und Geschäftsflugzeuge. Einer weiten Verbreitung in Flugsportvereinen standen die komplizierte Technik und der hohe Preis für Anschaffung und Unterhalt im Weg. Der große Verkaufserfolg wollte sich nicht recht einstellen, bis von der Luftwaffe 1936 ein Großauftrag erteilt wurde, weil sie die Taifun zu ihrem neuen Verbindungsflugzeug wählte. Während des Zweiten Weltkrieges wurden Bf 108D als militärische Verbindungsflugzeuge verwendet. Die Bf 108 war von Beginn an bei den Piloten der Luftwaffe sehr beliebt, beispielsweise als Umschulflugzeug auf das Muster Bf 109, weil dieses ebenfalls mit Start- und Landeklappen ausgerüstet war und gegenüber damals üblichen Flugzeugen ohne diese Klappen anders geflogen werden musste. Die Bf 108 konnte mit Zusatzausrüstung für Senkrechtluftbildaufnahmen oder einem Abwurfschacht für Zeitungen oder Flugblätter geordert werden, eine Bewaffnung war nie vorhanden. (Quelle: Wikipedia).

Bausatz: Im kleinen Maßstab gab es bereits in den siebziger Jahren eine sehr schöne 1:72er Replik der Bf 108 von Heller. In 1:48 kam dann zunächst von WSW ein Mixed-Media Modell mit Resin- und Weißmetallteilen heraus. Ab 2002 brachte Eduard seine Bf 108-Reihe in verschiedenen Auflagen mit wechselnden Decalvarianten auf den Markt. Diesmal erscheint sie in der ProfiPACK-Kategorie.

Der Bausatz liegt in einer kompakten und stabilen Stülpbox mit ansprechendem Deckelbild einer Taifun über Nordafrika. In der Box finden sich in Eduards typischem selbstklebenden Klarsichtbeutel verpackt knapp 90 sauber abgespritzte Teile in Blaugrau, zwei Klarsichtteile, ein kleiner Rahmen Ätzteile und ein Bogen Maskierfolien aus Kabuki-Tape sowie ein etwas über DIN A5-großer Decalbogen. Die farbig auf Hochglanzpapier gedruckte Bauanleitung führt auf sechs Seiten zum Ziel und bietet einen Teileplan, einen Platzierungshinweis für die Maskierfolien und fünf farbige Vierseitenrisse für die Bemalungshinweise.

Die Gussformen scheinen ob der wiederholten Nutzung nicht gelitten zu haben, denn die Teile weisen kaum Grat oder Sinkstellen auf und haben feine, konsistente Gravuren. Auch die Glasteile sind dünn und klar, ein Bad in Future, Klear oder ähnlichem würde trotzdem nicht schaden. Die Fotoätzteile dienen wie üblich vor allem der Verfeinerung des Cockpits mit einem super bedruckten Instrumentenbrett, bedruckten Gurten und diversen Kleinteilen für Innen und Außen. Eduard stellt die Cockpitseitenwände durch schön detaillierte separate Teile und Trimmräder dar. Alternativ zur durchgehenden hinteren Sitzbank gibt es einen zusätzlichen Treibstofftank.

 

Da die Motorhaube große Lüftungsöffnungen hat, hat Eduard dem Modell eine komplette Motornachbildung spendiert. Wer den Motor offen darstellen möchte, muss aber entweder zur Säge greifen oder sich das Updateset von CMK zulegen, das u.a. auch noch separate Ruder, Landeklappen und Vorflügel bietet. Für das Seitenruder gibt es zwei Varianten, eine mit Ausgleichshorn und eine ohne, wobei ein angenehmer Nebeneffekt die Möglichkeit ist, das Modell ohne Chirurgie mit ausgelenktem Ruder darstellen zu können. Einziges Manko des Kits ist meines Erachtens die einteilige Haube, die Kabinenhaube kann nur geschlossen dargestellt werden. Leider scheint z.Z. auch keine Vakuhaube im Angebot zu sein. Es bleibt also nur das vorsichtige Auftrennen, sonst ist trotz der relativ klaren Kunststoffteile nur wenig von der guten Cockpiteinrichtung zu sehen.

 

Bemalung: Zu den Highlights des Kits zählen wie fünf Decalvarianten. Auf dem Bogen aus eigener Herstellung finden sich Hoheitszeichen, Wartungshinweise, Staffel- und persönliche Abzeichen für fünf Luftwaffenmaschinen. Die Bemalungshinweise bestehen wie gewohnt aus farbigen Vierseitenansichten. Die Farbangaben richten sich nach den Farbsystemen von Gunze. Leider gibt Eduard nirgends an, ob es sich bei den Vorbildern um Bf 108 B oder D handelt. Außerdem beschreibt sind die Bemalungs- bzw. Decalvarianten diesmal nur sehr oberflächlich, ohne nähere Angaben zu Einheiten beschrieben. Hier ist man auf eigene Recherchen angewiesen



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  1. Bf 108 Sonderkommando Blaich, Libyen 1942 in RLM 70 auf RLM 79 über RLM76; (Hauptmann Blaich griff 1942 mit dieser Bf 108, einer He111 und einer "Savoia" von Libyen aus die Festung Lamy im Tschad erfolgreich an, um die Nachschubwege der Alliierten zu stören) (Quelle Wikipedia)
  2. Bf 108 Frankreich 1940 in RLM 24 über RLM 65 mit Schlange in RLM 24-Blau auf beiden Rumpfseiten;
  3. Bf 108 Deutschland 1940 in Vorkriegs-Dreifarbtarnung (RLM 61/62/63) über RLM 65;
  4. Bf 108 Ungarn 1942 - 44 in Jägertarnung (RLM 75/76 über 76 mit Flecktarnung an den Rumpfseiten);
  5. Bf 108 Ostfront 1942 - 43 in RLM 70/71 unter Wintertarnung über RLM 65.

 

Fazit: Eduards Taifun-Kits sind z.Z. das einzige Spritzguss-Angebot in diesem Maßstab. Sie bieten immer noch sehr gute Qualität für einen akzeptablen Preis und das vorliegende ProfiPack enthält mit fünf interessanten Decaloptionen, den Fotoätzteilen und den Lackiermasken eigentlich alles, was man für ein gutes Modell braucht. Für Modellbauer mit etwas Erfahrung sehr zu empfehlen!

Erhältlich ist dieser Bausatz für Händler bei Glow2B (zu erreichen über www.glow2b.de). Privatkunden finden ihn im örtlichen Modellbaufachgeschäft sowie im Versandhandel.

Utz Schißau, Berlin (März 2016)

Literatur