Vorbild: Auch im fünften Kriegsjahr versuchte man bei Messerschmitt, die Bf 109 den steigenden Anforderungen des Luftkrieges anzupassen, indem man ihr mit dem DB 605 D als Antrieb mehr Kraft verlieh. Der Motor war im Prinzip ähnlich dem DB 605 AS, hatte aber einen deutlich größeren Kompressor, was eine höhere Leistung ermöglichte. Für den Einbau musste die vordere Rumpfverkleidung angepasst werden. Der Lader mit seinem größeren Lufteinlauf erhielt eine in den Rumpf eingestrakte BeuIe, die auch gleichzeitig die Motorwaffen bedeckte, und den gesamten Vorderrumpf asymmetrisch machte. Am "Kinn" waren zwei kleine Auswölbungen für die Leitungen des größeren Öltanks zuständig, während der Ölkühler deutlich tiefer als bei den Vorgängermodellen war. Das Fahrwerk erhielt meist breitere Räder, die eine lange Beule, die bis fast an die Hinterkante der Flügel reichte notwendig machte. Das Spornrad wurde von einem längeren Bein getragen und das Seitenleitwerk bestand i.d.R. aus Holz. Weitere Merkmale dieser Version waren die Erla-Haube, eine Ringantenne und eine Morane-Antenne unter dem linken Flügel.
An den verschiedenen Produktionsstandorten Regensburg, Wiener Neustadt und Erla wurden teilweise unterschiedliche Kombinationen der genannten Ausstattungen verbaut und durch das Recycling beschädigter Maschinen mit dem Einbau fremder Teile entstanden oft "gemischte" Maschinen. Andreas Wolf ist dankenswerterweise in seinem First Look zum Profi Pack Bf 109 G-10 von Eduard noch näher auf den Typen-Wirrwarr von Bf 109 G-14, G-10 und K-4 eingegangen. In Tschechien waren bereits während des Krieges Bf 109 produziert worden und nach Kriegsende setzte man den Bau von G-10 unter der Bezeichnung C-10 bzw. S-99 für die eigene Luftstreitkräfte fort. Sie übernahmen aber auch bei der tschechischen Polizei Luftüberwachungsaufgaben und dienten ebenfalls zur Ausbildung von Jagdfliegern der tschechischen Luftwaffe.
Bausatz: Eduard hat wieder einmal einen Ausflug in die luftfahrthistorische Geschichte des eigenen Landes unternommen und die bereits bekannten Gussteile der G-10 in der vorliegenden Limited Edition mit neuen Decals aus eigener Produktion kombiniert. Im stabilen Stülpkarton, der eine S-99 der Polizei-Patrouille im Flug mit einer Landkarte als Hintergrund zeigt, finden sich eine farbige 16-seitige Bauanleitung, ca. 190 blaugraue Kunststoffteile in wiederverschließbaren Tüten verpackt (von denen jedoch ein großer Teil in die Ersatzteilkiste wandert), 10 Klarsichtteile, ein Rahmen bedruckte Fotoätzteile und Eduards Lackiermasken. Die großen Rahmen finden sich in wiederverschließbaren Tüten, der Rest in Clipsbeuteln.
Die Qualität ist wie von den letzten Bausätzen her bekannt makellos, Grat fehlt gänzlich, Auswerfermarkierungen sind an Stellen gelegt worden, wo sie nach dem Bau unsichtbar bleiben. Die Oberfläche zeigt feinste versenkte Gravuren in verschiedenen Stärken und auch die Nieten sind in mehreren Varianten zu finden. Im Einzelnen ist der Rumpf wie bei diesem Hersteller üblich einteilig, alle Steuerflächen, die Vorflügel und die Klappen der Flügelkühler sind separat nachgebildet. Nur die Gießrahmen für den Rumpf und die Flügel sind variantenspezifisch, alles Übrige ist mit "Bf 109 F G K" markiert.
Es gibt drei verschiedene Propeller, zwei verschiedene Ladereinläufe, einen Tropenfilter, je ein Spornrad mit kurzem und langem Bein, Seitenleitwerke und -ruder niedrig und hoch, flacher und tiefer Ölkühler, Räder schmal und breit, mit Speichen- und Stahlfelge sowie mit und ohne Profil, eine Cockpit-Rückwand mit Batteriekasten, einen kurzen und einen langen Antennenmast, Kopfpanzer aus Stahl und zwei Versionen aus Panzerglas, Gondelbewaffnung mit MG 131/20mm für Rüstsatz 6, 250 kg-Bombe mit Träger, Rumpfbombenträger mit 50 kg-Bomben (Rüstsatz 2), 2 verschiedene Zusatztanks mit Trägern. Windschutzscheiben ohne bzw. mit zwei Lufthutzen bzw. einer Hutze und einer Leuchtpistolen-Öffnung, drei verschiedene Erla-Hauben. Die Flügeloberseiten zeigen die für die G-10 aus den Wiener Neustädter Werken typischen langen Fahrwerksbeulen. Die Auspuffrohre haben hohle Enden. Die Form der Auspüffe wird jedoch gelegentlich als zu flach und breit kritisiert. Interessant finde ich die Befestigung des Propellers, dessen Achse nur durchgesteckt wird und wohl durch sein etwas knolliges Ende den Propeller fixieren soll.
Die Glasteile sind dünn und klar.
Die bedruckten Ätzteile bieten ein mehrschichtiges Instrumentenbrett, Gurte und diverse weitere Kleinteile wie eine Antennenverankerung am Seitenleitwerk, eine Haubenhalterung, eine Ringantenne, das Auspuff-Leitblech links und die Stützen für den Tropenfilter. Besonders positiv sind die Benzinleitung aus Klarsichtmaterial, um das Sichtfenster realistisch darstellen zu können, das separate Motorhaubenscharnier, und die separaten Verkleidungen der Fahrwerksschächte in zwei Größen. Das Cockpit wird durch die Verwendung der beiliegenden bedruckten Ätzteile noch weiter verfeinert.
Bemalung: Die diesmal von Eduard selbst gedruckten Abziehbilder bieten vier Versionen:
Die Farbangaben beziehen sich wie immer auf die Sortimente von Gunze. Für die Platzierung der Wartungshinweise gibt es eine Extraseite mit Hinweisen, dito für die Lackiermasken.
Fazit: Wie schon wiederholt kritisiert, ist das Pitotrohr leider auch bei diesem Kit immer noch an der Flügelspitze angegossen, was akute Bruchgefahr bedeutet, und die Postionsleuchten hätten gern aus Klarmaterial sein dürfen. Alles in Allem aber ist dies ein sehr schöner, hoch detaillierter Bausatz mit exquisiter Oberflächen-Nachbildung und interessanter Vorbildwahl. Wegen der zahlreichen kleinen Teile ist dieser Kit nur Modellbauern mit etwas Erfahrung zu empfehlen.
Erhältlich bei gut sortierten Modellbauhändlern, direkt bei Eduard oder für Händler bei Glow2B www.glow2b.de.
Utz Schißau (Berlin, Dezember 2018)
Literatur: