Zum Original: Die Mustang ist sicherlich eines der bekanntesten Propeller-Jagdflugzeuge aller Zeiten, daher möchte ich die Geschichte hier kurz fassen. Wobei sie an sich Ungewöhnlich ist. Kurz gemacht kann man sie in zwei Teile zerlegen. Einen nicht so erfolgreichen mit dem Allison-Motor. Diese P-51A bzw. A-36 waren in mittleren und großen Höhen hoffnungslos "untermotorisiert". Der zweite Teil begann damit, das jemand auf die Idee kam, die hocheffiziente Zelle mit dem erstmalig verwandten Laminarflügelprofil, mit dem bekannten Rolls-Royce Merlin-Motor aus der Spitfire zu kombinieren. Das war die Geburtsstunde der Mustang, diese Maschine war in großen Höhen nahezu unschlagbar.
Nachdem die Versionen P-51B und C noch einen hohen Rumpfrücken hatten, wurde dieser bei der D entfernt und eine Blasenhaube montiert. Anfängliche Probleme mit der Richtungsstabilität wurden durch die Verlängerung der Seitenflosse nach vorne mit einer Finne behoben. Damit war die Maschine geschaffen, welche in der Kombination aus einer hohen Stückzahl (7965 allein für die D-Version), gut ausgebildeten Piloten und ihren Fähigkeiten 1944 den Himmel über Europa beherrschte. Noch heute sind viele Exemplare flugfähig erhalten und erfreuen die Besucher auf Airshows mit ihrem charakteristischen Sound.
Zum Modell: Für den Einstieg einer aus dem Panzermodellbaubereich bekannten Firma wie Dragon in den 32er Flugzeugbereich ist es schon recht mutig, sich gleich einer Mustang anzunehmen. Wobei es trotz der großen Popularität gut und gerne 20 Jahre lang keinen neuen Bausatz mehr gab. Denn da wären nur das Hasegawa- und Revell-Modell. Und im Gegensatz zum Trend bietet Dragon sein neues Produkt noch unter Hasegawa bzw. Revell Preis an. Daher ist dieses an sich schon ein großer Zug für uns Modellbauer. Ich möchte natürlich nicht verschweigen, das der hier vorliegende Kit schon für große Wellen in div. Internetforen gesorgt hat. Jedoch kann man dieses differenziert sehen unter den o.g. Gesichtspunkten.
Hauptkritikpunkt ist die "starke" Oberflächendetaillierung mit den Nieten. Diese erscheint sehr stark, gerade mit den Augen eines 1/48 oder 72er Bauer´s. Tatsache ist, das am Original solche Befestigungen der Bleche an der Zelle vorhanden und erkennbar sind. Und mit der Lackierung und dem Finish wird die anfängliche Wirkung sicherlich nachlassen. Denn ansonsten fügen sicher die über 220 Multimedia Teile des Bausatzes zu einer schönen Replik des Vorbildes zusammen. Der Bausatz bietet alleine schon rund 30 Teile für den Motor und dessen Umfeld. Der Guss der Auspuffbänke ist sehr schön, sie sind sauber und offen dargestellt. Die einzeln und durchsichtig vorhandenen Motorhauben bieten hier einige Darstellungsoptionen an.
Das Cockpit ist sehr schön detailliert und bietet für die Anzeigentafel zwei Möglichkeiten der Darstellung an, entweder als Ätzteil oder aus Klarsichtplastik. Dazu sind auf dem Decalbogen 15 einzelne Anzeigen vorhanden. Für den Sitz hält die Ätzplatine schönes Gurtzeug parat. Das Visier wird aus 9 Teilen gebaut und stellt das K14 Waffenvisier sehr gut da. Für die Seitenwände sind desweiteren 16 Teile für den z.B. Gashebelbereich vorgesehen. Damit kann das Cockpit als komplett angesehen werden.
Die sechs Maschinengewehre in den Flügeln sind in der neuen SlideMold Technologie hergestellt, jedenfalls sehen sie sehr gut aus und sind inkl. aller Waffengurte vorhanden. Allerdings muss man noch die entsprechenden Paneele auf dem Flügel ausschneiden, wobei das Plastik an diesen Stellen schon extra dünner ist. Vorteil ist aber auch, das der Modellbauer, der nicht den Schacht offen darstellen will, sich nicht mit Lücken oder ähnlichen auf dem gut sichtbaren Oberflügel 'rum ärgern muss. Für den markanten Rumpfkühler sind auch PE-Teile vorhanden, die Auslassklappe lässt sich in der offen oder geschlossen Position bauen.
Das Fahrwerk bietet jeweils 15 Teile pro Seite an, inkl. einer Metallfeder, funktionierenden Federbeinscheren, Bremsleitungen, einer zweiteiligen Felge und einem abgeflachten Reifen aus dem neuen weichen DS Material, welches sich wohl problemlos bemalen lassen soll. Das Diamantenprofil ist sehr schön wiedergegeben. Alle Flugsteuerungsflächen sind einzeln wiedergegeben, somit kann jeder seine gewünschte Position bauen. Der Spritzling mit den klaren Teile bietet eine einteilige Haube, eine Windschutzscheibe, die Navigationslichter für den rechten Unterflügel, Flügelspitzenlichter, den Rollscheinwerfer, das Glas für das Visier und das Instrumentenbrett an. Alle Teile sind sehr klar und sauber ausgeformt.
Beim Vergleich mit Risszeichnungen fällt kein grober Formfehler auf. Die Maßhaltigkeit ist gegeben. An Außenlasten bietet der Bausatz zwei Bomben, 6 Raketen und zwei unterschiedliche Zusatztanks an. Das wären einmal der "Presspappe"-Tank mit 105 Gallonen Fassungsvermögen und der 75 Gallonen Metalltank. Somit steht dem typischen Erscheinungsbild einer Mustang nichts im Wege.
Der Abziehbilderbogen besteht aus zwei Teilen und ist sehr sauber bei Cartograf gedruckt worden. Er bietet drei Maschinen an:
Für die Abschussmarkierungen sind zwei Varianten gegeben, jeweils einmal die zweiteilige historisch korrekte Variante und jeweils einmal die Austellungskonforme Version. Die allgemeinen Markierungen sind selbstverständlich auch vorhanden.
Fazit: In den Augen vieler "Mustang-Fans" ist dieser Bausatz schon zerrissen worden. Ich teile diese Ansicht nicht, denn a) schlägt er alle auf dem Markt befindlichen 32er Kits in Qualität und Preis und b) kommt es ja noch immer darauf an, was man aus einem Bausatz macht. Ich denke, wir sollten uns freuen, das mit Dragon ein weiterer Hersteller den Markt betreten hat. Denn von mehr Wettbewerb profitieren ja eigentlich immer die Kunden. Daher möchte ich diesen Bausatz sehr weiter empfehlen.
Sebastian Adolf, Berlin
Literatur
Larry Davis: Squadron Signal 1045: P-51 Mustang in Action; 1981 ISBN 0-89747-114-8 | |
Larry Davis: Squadron Signal 5507: Walk Around P-51D; 1996 ISBN 0-89747-360-4 | |
Paul Perkins & Dan Petterson: Heel Edition Flugzeugtechnik: Mustang P-51; 1996 ISBN 3-89365-465-8 |