Vorbild: Die Bellanca Aircraft Company konstruierte im Jahre 1930 ein sechssitziges Reiseflugzeug mit einem Pratt &Whitney Wasp Sternmotor. Es galt als Nachfolgemuster der Bellanca CH-300, deren Konstruktion äußerlich beibehalten wurde, aber durch den neuen Motor leistungsstärker war. Im militärischen Bereich wurden einige Maschinen dieses Typs als Sanitätsflugzeuge und auch zur Erprobung von Funkgeräten eingesetzt. Diese Aufgabe wurde der U.S. Navy, also der Marine der Vereinigten Staaten, übertragen. Das U.S. Marine Corps setzte sie als Sanitätsflugzeug ein. Dafür wurde die Kabine mit der Aufhängung für zwei Tragbaren umgerüstet. Die Skyrocket bekam zur Flugfunkerforschung die Bezeichnung XRE-1 und war auf der Navy-Basis Anacostia stationiert Die XRE-3 war die militärische Bezeichnung für das Rettungsflugzeug des U.S. Marine Corps. Gebaut wurden insgesamt 32 Maschinen dieses Typs. Sie flog auch in der zivilen Ausführung. (nach Wikipedia)
Bausatz: In einem attraktiven, etwas labilen Stülpkarton befinden sich an acht Gussästen 90 Plastikteile mit schön nachgebildeten Details, was die Prägung der beiden Rümpfe und die Darstellung der Leinwandverkleidung auf den Flügeln und dem Leitwerk betrifft. Da der Bausatz dem gehobenen Short-Run Standard entspricht, sind Passstifte nicht vorhanden, die Teile sind aber gut verarbeitet. Fischhaut und überflüssiger Grat ist nicht zu erkennen. Für die Kabinenteile gibt es eine Maskierfolie.
Leider haben die Verantwortlichen für den Formenbau die Gravuren oder Prägungen für die Einstiegstüren am Hinterrumpf vergessen. Die Türklinken sind aber angedeutet. Selber Gravieren ist also angesagt. Die Originalfotos in der Bauanleitung geben Aufschluss auf die Lage der Türen. Die beiden hinteren schmalen Fenster müssen mit einbezogen werden.
Ansonsten gibt es nichts zu "meckern". Die Inneneinrichtung ist für den Maßstab annehmbar. Diese sollte auch aufmerksam behandelt werden. Denn die großen Fenster, schön klar, bieten einen guten Einblick ins Innere des Rumpfes. Für die Aufwertung des Cockpits liegen dem Bausatz Gurte aus Messing und Teile für die Ruderpedale aus demselben Material bei. Für das Armaturenbrett gibt es ein Decal. Entscheidet sich der Bastler für eine Variante des Marine Corps, sollten Tragen aus der "Grabbelkiste" gesucht werden. Mit etwas dicker gezogenen Gussästen und Papier lassen sich zwei Tragen auch zügig selber herstellen. Für die Funkerprobungsvariante sollte der Antennenstab auf dem rechten Flügel (siehe Deckelbild) ergänzt werden.
Der Wasp Sternmotor ist ein kleines Modell für sich. Zudem gibt es noch zwei Varianten des Fahrwerkes zur Auswahl.
Auf der Messingplatine befinden sich auch die Teile zur Abstützung der großen Tragflächenstützstangen. Die Querruder sowie die Höhen- und Seitenruder sind separate Teile und lassen sich auch etwas abgelenkt montieren. Das ist immer gut für die Dynamik eines Flugzeugmodells.
Anleitung/Bemalung: Die Bauanleitung in Heftform lässt nur einen kleinen historischen Abriss vermissen. Dafür gibt es zwei Seiten Originalfotos.
Die Decals sind vom Feinsten. Alle drei Vorschläge zur Lackierung sehen die Neutralitätsfarben der U.S. Navy und des U.S. Marine Corps vor. Die Rümpfe und Leitwerke in Naturaluminium sowie die Tragflächen in Gelb.
Fazit: Wieder einmal ein schönes historisches Modell eines unbekannten Flugzeugtyps aus 1930er Jahren. Leider sind die schönen Bausätze schwer zu bekommen. Besonders in der Zeit von "Corona". Das Internet ist hierbei eine große Hilfe.
Erhältlich bei gut sortierten Modellbauhändlern.
J. Bauer, Mai 2021