Vorbild: Die Piper PA-28 Cherokee ist schlichtweg der Urvater aller Piper Schul- und Reiseflugzeuge, die man insbesondere auf niedrige Anschaffungspreise und günstige Kosten im Flugbetrieb bei gleichzeitig narrensicheren Flugeigenschaften trimmte.
Seit 1960 - also seit nunmehr 56 Jahren - entstanden mehr als 50 000 Flugzeuge dieser Familie. Dabei wurde von 2 auf 6 Sitze praktisch "ausgeweitet". Es ist quasi wie mit dem VW Käfer, "der läuft und läuft und läuft". Natürlich hat das Ursprungsmuster mit den heutigen Modellen kaum noch eine Gemeinsamkeit.
Man kann sich das der PA-28-Familie wie beim VW Golf I bis Golf VIII vorstellen. Laufend gab es neue Modelle, andere Motorisierungen und Ausstattungen. Und auch diese variierten von Modelljahr zu Modelljahr - hier hatte man sich die Autoindustrie sogar zum Vorbild genommen. Praktisch gibt es DIE PA-28 gar nicht - sondern eine jeweils ganz spezielle Maschine. Baujahr, Werknummer, Motorisierung und die Art der Tragfläche sind dafür die wesentlichen Eckpunkte dafür.
Überhaupt Motorisierung: praktisch immer waren die PA-28 am unteren Limit um günstige Flugstundenpreise zu ermöglichen. Leistungsreserven gab es nur, wenn man sich die stärkeren Motoren dazu gegen Aufpreis orderte.
Weiterhin in einem Flugzeugleben generell wichtig: wann, wurden welche Aggregate ausgetauscht? Eine im originalen Auslieferungszustand fliegende Cherokee von 1961 gibt es deshalb heute praktisch nicht mehr und Piper hatte es verstanden, seine Kunden zu Nach- und Aufrüstungen zu animieren. Auf die jeweiligen Einzelheiten hier einzugehen ist schier gar nicht möglich.
Bausatz: Seit vielen Jahren hat Airfix ein PA-28 Arrow II genannten Typ (Modellnamen wurden bei Piper übrigens oft geändert) im Programm die bisher wohl den Ansprüchen der Modellbauer genügte. Heute stellen sich die Fragen nach Detail- und Originaltreue allerdings deutlich differenzierter.
An dieser Stelle werden schnell die Schwächen des Airfixkit deutlich, der aber sehr klar in die Reihe R- also retractable /Einziehfahrwerk eingeordnet werden kann. Er ist jedoch quasi ein Hybrid, den es im Original so gar nicht gab.
Die wesentlichen Punkte sind:
Diesen Zustand stellt der CONSTANZA-Umbaukit (Foto) klar ab.
Von Airfix bleiben nur die Tragfläche, der sogenannte Hershey Bar - eine absolut gerade Tragfläche - sowie einige Kleinteile erhalten. Die jedoch neue Tragflächenenden aus dem Korrekturkit erhalten. Später nutzte Piper übrigens den Taperedwing genannten Flügel - aber das sind dann schon die -1 Typen von Piper, quasi eine völlig neue Generation von Flugzeugen.
Die korrekte Fensterform des neuen Rumpfes nebst einem Resinklarsichteil für die Kabine wird durch Abklebemasken hergestellt. Diese enthalten auch noch welche für die weißen/silbrigen Umrandungen der Fenster - wirklich Klasse gemacht CONSTANZA!
Sehr schön gedruckte Decals, die einzeln ausgeschnitten werden müssen - gibt es für eine Maschine der finnischen Ilmavoimat - also der finnischen Luftwaffe, wobei das Farbschema einem Standard von Piper in deren damaliger Zivil-Range entspricht. Mit dabei: Schwarze Flächen für die Seitenleitwerke und ein Feld für den Antirutschbelag auf der Tragfläche - der Modellbauprofi wird das sicher lieber spritzen.
Einen Kritikpunkt gibt es dennoch: Die Farbe der Fenster. Bei Piper konnte sich der Käufer diese aussuchen und separat bestellen. Von grün, blau, Amber oder gar nicht eingefärbt reicht die Palette. Hier hilft nur das Studium von Vorbildfotos und ggf. der Einsatz der entsprechenden Lacke von Alclad auf der beiliegenden Klarsichtkabine. Da die Militärs immer sparen mussten, passen diese hier zur Vorgabe. Die beiliegenden Decals und die Bemalung sind darauf abgestimmt.
Das Kanzelteil lässt sich übrigens mit handelsüblichen Materialien noch dünner schleifen und anschließend polieren - zuletzt mit Zahnpasta für ein gutes, "durchsichtiges" Ergebnis. Und dann gibt es da ja noch FUTURE für das Endfinish.
Ach ja, noch etwas: Zur Einführung gab es in der ersten Serie des Kits noch einige Bonusteile aus Metall, die gleichzeitig den richtigen Schwerpunkt des Modells erzeugen. Diese Teile wird es wohl in folgenden Serien des Kits nicht mehr geben - schade! Insgesamt ist der Kit jedoch eine nette Bereicherung des Marktes, zu der man sich nun noch eine Reihe anderer, auch und insbesondere, zivile Bemalungen wünschen würde - wohl eine Aufgabe für die Zubehörindustrie oder für CONSTANZA-Decal?
Fazit: Tolle Sache, was CONSTANZA da wieder ausgebrütet hat, geeignet für Umbauanfänger und mit extrem hohem Potenzial für Privatpiloten, die "ihre" Maschine bauen wollen.
CONSTANZA ist die Eigenmarke von www.ConMoWo.com, und auch nur dort, oder im Aviationmegastore in Amsterdam-Schiphol zu bekommen.
Detlef Billig, Berlin (November 2015)