Berijew Be-6K Madge Polarnaja Aviatzia / AEROFLOT

Conversion & Decal Set

CONSTANZA - CON 6072029 - 1/72

Vorbild: Bei der Berijew Be-6K handelt es sich um die Version für die sowjetische Polarluftflotte - der "Polarnaja Aviatzia". Diese ist nicht wirklich ein Teil der Aeroflot, sondern völlig eigenständig - aber hier so ausgewiesen. Insgesamt sieben zivilisierte Militärmaschinen hatte man zwischen 1955 und 1957 im Sawod (Werk) No. 86 in Taganrog umgebaut.

Alle Waffentürme und die Panzerung wurden ausgebaut und teils zivile Funk- und Navigationssysteme nachgerüstet. Die erhebliche Gewichtseinsparung ermöglichte die zusätzliche Installation von Kraftstofftanks. Die so modifizierten Be-6K wurden im Wesentlichen zur Eisaufklärung, der Erkundung von Fischschwärmen und für Verbindungs- und Transportaufgaben eingesetzt.

Als Motoren kamen die von der Tu-4 bekannten ASch-73 ohne Turbolader zum Einsatz. Zum Schutz vor Spritzwasser wurde der Vergaserlufteinlauf allerdings nach oben verlegt. Oft wird kolportiert, dass dieser Motor eine Kopie oder ein Nachbau des Wright R-3350 von erbeuteten B-29 sei. Dem ist nicht so. Die Sowjetunion kaufte in den USA, die Lizenz des 9-Zylinder-Sternmotors Wright R-1820. Daraus resultierte die Motorenfamilie M-80, M-25, M-65 aus russischer Produktion. Motorenspezialist Arkadi Schwezow (ASch) koppelte bereits 1938 zwei M-25 zum Doppelsternmotor M-70. Über M-71 und M-72 entstand dann 1945 der ASch-73 (M-73). Von diesem wurden 14 310 (!) Stück in der Sowjetunion gefertigt.

Bausatz: Obwohl erst seit rund drei Jahren auf dem Markt, hat CONSTANZA inzwischen rund 50 Modelle und vor allem Umbau- und Detaillierungssätze herausgebracht.

Brandneu ist ein interessantes Set für die zivilen Berijew Be-6K - das vor allem ordentliche Motoren für Trumpeters Be-6 enthält. Aus unerfindlichen Gründen hat dieser Hersteller genau bei den Triebwerken mächtig geschlampt. Während das Modell ansonsten exzellent detailliert und ausgestattet ist, erlaubt die Triebwerksmaske nicht mal den Einblick zum Sternmotor - der ist nämlich nicht vorhanden.

Abhilfe schafft CONSTANZA mit diesem Set auf zweierlei Art:

  1. sind separate Triebwerksmasken sowie ein eher stilisiertes Triebwerk - für eine Quick Easy Version - vorhanden,
  2. sind dann noch je zwei komplett detaillierte Schwetzow ASch-73 im Set.

Letztere haben dann einzelne Zylinder, wobei die für die erste und die für die zweite Reihe - entsprechend dem Original - unterschiedliche Zylinderköpfe aufweisen. Toll ist allerdings, dass ein zusätzlicher Zylinder beiliegt - so kann man sich schon mal im Umgang mit diesen filigranen Teilen üben.

Dazu gibt es die Zündungs- und Vergaserteile, jeweils zwei filigrane Teile für die Vergaserluftzuführung sowie diverse Ventilstößel und Kleinteile in Resin. Der erfahrene Modellbauer wird einiges davon sicherlich durch Metalldrähte, gezogene Giessäste o.Ä. aus der Grabbelkiste ersetzen, da diese weniger bruchempfindlich sind und nicht entgratet werden müssen. Ein ewiges Manko der Resinteile.

Auch die Luftzuführung kann sicherlich besser und stabiler durch Alublech von Assietten oder Teelichtern ersetzt werden, wobei die Teile von CONSTANZA gut als Muster dienen können.

Ohnehin wird in der Bauanleitung das Absägen des Motorteils an den Tragflächen für eine bessere Montage der ganzen Einheit empfohlen. Das Brandschott muss ebenfalls aus einem Stück Plastiksheet selbst gefertigt werden. Die mitgelieferte Schablone muss aber erst auf den richtigen Maßstab gebracht werden - ein entsprechendes Referenzmaß ist vorhanden. Es gibt aber eine schöne Zeichnung vom Motoreinbau - mehr Detailfotos oder Skizzen zur Anbringung der vielen Einzelteile wären dennoch wünschenswert. Das eine Aufmacherbild mit verbalen Erklärungen zum Zusammenbau ist nicht wirklich anfängerfreundlich.

Bemalung: Die Decals für zwei verschiedene Bemalungen machen einen guten Eindruck, und wie bei CONSTANZA oft üblich, gibt es einige als Bonus. In diesem Fall z.B. den Eisbären oder die "Polarnaja"-Beschriftung, die man beispielsweise an Bodenfahrzeugen o.Ä. anbringen kann. Der Polarbär schaut beim Abzeichen immer in Flugrichtung - nicht zurück - wie übrigens üblich in der Fliegerei.

Die Bauanleitung ist erfreulich ausführlich geraten und mit Originalfotos garniert. Aufgeführt sind alle Kennungen der sieben Zivilmaschinen. Nett ist auch die Erklärung kyrillischer Buchstaben, also dass "C" praktisch ein deutsches/englisches - S, "P" = R und "H" = N ist.

Bleibt noch zu erwähnen, das CONSTANZA dieses Set auf Anregung des I.P.M.S.-Deutschland konzipiert hat.

Fazit: CONSTANZA ist die Eigenmarke von www.ConMoWo.com, und auch nur dort, oder im Aviationmegastore in Amsterdam-Schiphol zu bekommen.

Detlef Billig, Berlin (November 2015)