Gloster E28/39 Pioneer

ClearProp CP72001 - expert kit - 1/72

Vorbild: Eine ZDF Sendung über die Luftfahrtpioniere Frank Whittle und Hans-Joachim Pabst von Ohain werden da als Rivalen bezeichnet. Es dürfte aber in Wirklichkeit eher ein Zufall gewesen sein, das beide Männer in ihrer Zeit dieselben Gedanken hatten, da der Kolbenmotor und der Propeller beim Antrieb künftiger Flugzeugentwicklungen an seine Grenzen stießen. Frank Whittle in England machte sich in den 1920er Jahren Gedanken über den Antrieb mittels eines Strahltriebwerks. Er war im Gegensatz zu dem deutschen Erfinder selber Pilot und kannte die Grenzen damaliger Flugzeuge im Bereich Belastung und Geschwindigkeit genau aus eigener Erfahrung. Von Ohain war Physiker, der in dem Konstrukteur Ernst Heinkel einen mächtigen Befürworter in Sachen Düsenantrieb fand. So konnte das nationalsozialistische Deutschland 1939 das erste Düsenflugzeug, die Heinkel He 178 V1, der Welt präsentieren. Whittle jedoch hatte mit der Engstirnigkeit des britischen Luftfahrtministeriums zu kämpfen. Es dauerte noch einige Zeit, bis auch er ernst genommen wurde und die Royal Air Force eine gleichwertige Maschine in Auftrag gab. Gloster und sein Chefkonstrukteur George Carter bauten für Frank Whittles Triebwerk eine passende Zelle. Heraus kam die Gloster E28/39 "Pionier". besser bekannt als Am 15. Mai 1941 erhob sich der "Gloster Whittle Jet" endlich in die Luft und erreichte eine Geschwindigkeit von 544km/h. Whittle war endlich am Ziel seiner Wünsche und England entwickelte die Gloster weiter zu einem der bekanntesten Kampfflugzeuge der "Insel", der Gloster Meteor.

Bausatz: Es ist über eine Generation von Anhängern unseres Hobbys vergangen, bis für die Freunde historischer Luftfahrtmodelle endlich ein adäquates Modell dieses historisch wichtigen Flugzeuges das 1966er von Frog ersetzt. Eigentlich ein Trauerspiel, bedenkt man die Pioniertat von Whittle und den damaligen Anfangserfolg von dem Düsentriebwerk und die resultierenden Entwicklungen für die künftige Luftfahrt. Dafür hat sich ClearProp aber auch richtig ins Zeug gelegt, um die technische Leistung von Frank Whittle modellbaumäßig zu würdigen. Man findet in dem attraktiven Karton ca. 150 Teile (91 Plaste, 18 Resin, 39 geäzte und ein Messingpitotrohr) welche eines Modells im 32er Maßstab würdig wären.

Das beginnt mit dem kleinen Cockpit, welches fast nur aus Messingteilen besteht, Bodenplatte und Sitz mal ausgenommen, und endet in einer Nachbildung des Power Jets W.1 Triebwerkes aus hochwertigen Kunstharzteilen, die ihres gleichen suchen. Auch die Räder sind aus demselben Material gefertigt.

Der vordere Lufteinlaufkanal ist nicht einfach nur mit einer Öffnung und einer Endscheibe gestaltet. Nein, es gibt sogar die drei Führungsbleche im Inneren des Rumpfes aus Messingteilen. Natürlich sind beide Rumpfhälften auch von Innen strukturiert. Später lässt sich dann die hintere Wartungsklappe zum Triebwerk öffnen um es auch zu zeigen. Vieles an dem Modell wird durch die Verwendung von Messingätzteilen verfeinert. Insbesondere auf das Fahrwerk trifft dies zu.

Die Verbindung von Tragfläche und Rumpf dürfte eigentlich keine Probleme machen. Über die Passung lässt sich noch nichts sagen. Das wird sich bei dem Zusammenbau des Modells zeigen. Passhilfen an Rumpf und Tragflächen sind nicht vorgesehen. Dafür gibt es im Inneren der Rümpfe Nuten und Zapfen an denen die Leitbleche des Lufteinlaufes und das Cockpit sowie das Triebwerk genau in Position gebracht und befestigt werden kann. Auf alle Fälle sind die negativ versenkten Strukturen an der Zelle fein graviert.

Schade ist nur, dass die Kabinenhaube einteilig ist. Wegen der einfachen Form der Kanzel dürfte es aber keine Probleme mit einem neuen Aufbau aus Klarsichtmaterial geben. Eine kleine Maskierfolie ist für die Kabine vorgesehen.

Bemalung: Das farbige Faltblatt, das dem Bausatz beiliegt, zeigt vier Möglichkeiten eine Gloster zu fertigen. Eine davon ist in Naturaluminium gehalten, mit rot eingefärbten Leitwerksflächen. Der Erstflug fand natürlich mit dem Gloster Whittle Jet, Nr. W4041/1941 statt. Es ist das erste Farbschema auf den Blatt. Der Anstrich ist typisch britisch dunkelgrün und grau mit gelber Unterseite. Historisch ist bekannt, dass zwei Maschinen dieses Typs gebaut wurden.


Fazit: Der Bausatz ist wegen seiner Komplexität nur für den Spezialisten gedacht. Dieser erhält ein Spitzenprodukt in Sachen moderner Formenbau bei Plastikmodellen und absolut zu empfehlen.

Zu beziehen ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel oder für Händler bei glow2b.

Jürgen Bauer, Berlin (April 2019)