MAN LE10.220
Bundeswehr Flugzeugschlepper mit Zugstange

CMK 8056 - Resinbausatz - 1/48

Vorbild: Beim MAN 10.220 handelt es sich um einen Lastkraftwagen der der Klasse bis 10,5t. Bis 1993 kooperierte man mit VW im Bereich der leichten Lkw. Beim neuen Typ L 2000, der bei 7,49 t Gesamtgewicht begann, verwendete MAN nun eine mehr dem Design der eigenen Schwer-Lkw ähnelnde Kabine, die vom vier Jahre zuvor übernommenen österreichischen Lkw-Hersteller Steyr stammte. Die Motorisierung reichte von 120 bis 220 PS. Ab dem Jahr 2000 hieß die leicht überarbeitete Baureihe LE 2000. Das „E“ stand für Evolution und fand sich sowohl in der letzten Entwicklungsstufe des FE 2000 als auch des ME 2000.

Der Typenschlüssel setzt sich aus Technischem Auslegungsgesamtgewicht, Motorleistung und Baumusterkennziffer zusammen, also 10 Tonnen, 220 PS, Kennnziffer 0. Diese MAN wurden bei der Bundeswehr als Flugzeugschlepper für bis zu 30 Tonnen schwere Flugzeuge benutzt. Auch im kommunalen Bereich sind die Lastkraftwagen weit verbreitet.

Bausatz: Endlich erscheint der MAN auch in 1/48. Nach dem der Datensatz schon in 1/72 genutzt worden ist, gab es offensichtlich genug Interesse, das CMK auch eine 1/48er Edition des Bausatzes herausbingt. Zur Messe konnte man schon gebaute Modelle bewundern und auf der EME auch käuflich erwerben. Special Hobby/CMK hat uns dankenswerter weise ein Muster zur Verfügung gestellt, das ich hier vorstellen möchte.

Zunächst muss man natürlich den Preisschock verdauen, wenn man das Modell kaufen möchte. Um die 80 Euro hat man dann weniger im Portemonnais. Allerdings ist das für ein Gießkunststoffmodell dieser Größe nicht ungewöhnlich und der Karton ist gut gefüllt mit hervorragend abgegossenen Teilen. Hier gibt es nur einige sichtbaren Gussblasen und einen Gusslunker am Kabinenteil. Im Fahrwerksbereich gibt es an einer Stelle etwas herausgerissene Formmasse, aber dies ist leicht zu entfernen.

Erfreulich finde ich, dass das Chassis ziemlich komplett mit Motorunterseite und einigen Anbauteilen gegossen ist --- also „curbside“. Dies sorgt für eine korrekte Ausrichtung und einen relativ einfachen Zusammenbau. Natürlich gibt es noch genug Teile wie Achsen, Kardanwellen, Tanks, Presslufttanks, Schutzbleche (usw.) zu ergänzen, so dass schlussendlich ein detailliertes Modell des Vorbilds entsteht. Doch vor der Montage muss man jede Menge Angüsse entfernen. Diese sind gut platziert, aber teilweise auch recht groß. Dies muss so sein, damit sich die Bauteile nicht verziehen. Daher hier noch mal ausdrücklich der Hinweis, dass dies kein Wochenendprojekt ist und sich unerfahrene Modellbauer vielleicht erst mal ein anderes Resin-Projekt suchen.

Weiter mit der Pritsche. Auch diese ist ein großes Gießteil an welches vorn und hinten Klappen angebracht werden. Ich finde, dass die Wandstärke der Pritsche etwas dick geraten ist, aber es hält sich gerade noch so im Rahmen, so dass es nicht sofort negativ auffällt. Es ist immer noch besser als verzogene Teile gerade zu biegen. Mit den Ballastgewichten ist diese Baugruppe auch schnell erledigt. Bevor wir zur Kabine kommen, noch eine kleine Beschwerde über den Auspuff. Dieser hat lediglich eine leichte Einbuchtung und sollte aufgebohrt werden.

Bei der Kabine merkt man die Herkunft des Datensatzes von einem kleineren Maßstab deutlich. Hier gibt es nur ein Bauteil mit den Sitzen und dem Instrumentenbrett zuzüglich des Lenkrades… mehr nicht. Die Türen lassen sich ohnehin nicht öffnen und die meisten werden den Lkw wahrscheinlich als Beiwerk für ihre Flugzeuge bauen, so dass man nicht viel davon sehen wird, aber ein Abziehbild für die Instrumente, Gangschaltungshebel und vielleicht eine Fahrerfigur wären schon nett gewesen.



Außen am Fahrerhaus gibt es drei äußerst filigrane Scheibenwischer und tolle Spiegel. Aber hier herrscht akute Bruchgefahr beim Abtrennen vom Gussblock, Verbauen und auch später beim Handhaben des Modells! Auch die Anbauplatte und die Zug/Schub-Stange sind detailiert ausgearbeitet. Kommen wir nun zum wirklichen Schwachpunkt des Modells: der Beleuchtungsanlage.

Schon in 1/72 finde ich das Abgießen in Vollmaterial etwas störend, aber in 1/48 wirkt dies überhaupt nicht vorbildgerecht. Zumal Special Hobby extra einen Spritzgussrahmen für die Fenster erstellt hat! Hier hätten die Scheinwerfergläser, Rundumleuchte, Heckbeleuchtung und die Blinker noch locker Platz gehabt. Alternativ hatte CMK die entsprechenden Resinteile (zumindest die Front-/Heckstoßstange und die Arbeitsscheinwerfer = 3 relativ kleine Teileträger) klar abgießen können, so dass man mit der Bemalung den Rest erledigt. Leider wird es hierfür wahrscheinlich auch keinen Lampensatz von SKP geben, so dass man sich selbst eine Lösung ausdenken muss.

Der Abziehbildbogen erlaubt die Darstellung von 3 alternativen Fahrzeugen (Nummernschilder). In der Bauanleitung sind nur zwei angegeben und beider Varianten sind in Kommunalorange lackiert. Es gibt farbige Vierseitenansichten der beiden Fahrzeuge – sowohl das Schwarz als auch das Orange sind mit RAL 2011 (=Tieforange) bezeichnet. Leider gibt es keine Zuordnung zu bestimmten Einheiten. Hier muss man selbst recherchieren. In der gesamten Bauanleitung werden die Teile mit Farbangaben versehen, so dass man hier nicht allzu viel herumrätseln muss. Insgesamt sollte man aber eine gewisse Planung beim Bau im Kopf haben. Vieles kann man als Baugruppe lackieren, z.B. das Komplett montierte Chassis ohne Tanks (Aluminium) oder die Pritsche ohne Ballast.

Fazit: CMK liefert hier ein detailliertes, aber für ein Modell dieser Größe vergleichsweise einfach zu bauendes Modell des MAN Flugzeugschleppers. Die Vereinfachungen sind größtenteils vernachlässigbar (Kabine, curbside Motor/Getriebe) aber die massiv abgegossene Beleuchtung ist leider ein wirklicher Minuspunkt. Einen Preis von 75-80€ finde ich angemessen, der Bausatz wird aber auch für mehr angeboten.

Steffen Arndt, Barsinghausen (April 2019)