Berijew Be-10 "Mallow"

Amodel #1452 - 1/144

Vorbild: Die Berijew Be-10 (NATO-Code Mallow, dt.: Malve) ist ein Flugboot des sowjetischen Herstellers Berijew. Die Maschine ist eine Weiterentwicklung der Berijew R-1. Primärer Einsatzzweck war die Seeaufklärung und Schiffsbekämpfung. Der Erstflug fand am 20. Juni 1956 statt. Der ganz aus Metall gefertigte Schulterdecker wird von zwei Strahltriebwerken angetrieben, die an beiden Seiten des Rumpfes unter der Flügelwurzel angeordnet sind. An den Enden der mit einer ausgeprägt negativen V-Stellung versehenen Tragflächen sind Stützschwimmer montiert. Die Tragflächen selbst sind um 50° gepfeilt und mit je zwei Grenzschichtzäunen versehen.

Um die Gefahr des Einsaugens von Wasser in die Triebwerke zu minimieren, befinden sich am vorderen Rumpfteil Gischtabweiser. Der Bootsrumpf besitzt eine Stufe und verfügt zum Manövrieren auf dem Wasser über ein kleines Ruder im Heck. Die Flugtests der Maschine mit insgesamt 76 Flügen dauerten bis zum 20. Oktober 1958. Die ursprüngliche Ausführung zeigte einige Schwächen bei der Seetauglichkeit und musste modifiziert werden. Die geänderte Version war in der Lage, bis zu einer Wellenhöhe von 1,2 m bei einer Windgeschwindigkeit bis zu 16 m/s problemlos auf dem Wasser zu starten und zu landen. Es wurde dann eine kleine Serienproduktion begonnen, in der 27 Maschinen hergestellt wurden.

Aber auch diese Maschinen erwiesen sich als schwierig zu fliegen und es gab mehrere Unfälle. Der Typ wurde bei der Luftfahrtparade vom 9. Juli 1961 in Tuschino erstmals der Öffentlichkeit vorgeführt. Wegen der besseren Reichweitenleistung der Berijew Be-12 wurde dieser jedoch letztlich der Vorzug gegeben. Am 7. August 1961 erreichte eine Maschine des Typs mit der Besatzung von Nikolai Andrijewski einen neuen Geschwindigkeitsweltrekord in ihrer Klasse mit 912,00 km/h. Neben vier weiteren Geschwindigkeits-Nutzlast-Rekorden wurden vom 3. bis zum 12. September 1961 von einer dreiköpfigen Besatzung unter Georgi Burjanow auch sieben Gipfelhöhenweltrekorde mit und ohne Nutzlast erflogen, deren größte Flughöhe bei 14.962 m lag. Die meisten dieser Rekorde bestehen noch heute. Die Maschinen wurden wegen Problemen mit der Festigkeit bereits 1968 stillgelegt. Die Bewaffnung bestand aus zwei Kanonen in einem radargesteuerten Heckturm und zwei weiteren Kanonen, die starr in der Rumpfnase eingebaut waren. Als Abwurfbewaffnung waren Anti-U-Boot-Waffen als Außenlast vorgesehen.
Quelle:Wikipedia

Modell: Amodel liefert mit dem vorliegenden Bausatz einen weiteren Exoten oder besonderen Flieger im Maßstab 1/144 ab. Meines Wissens nach gab es ein Modell dieses Flugbootes im kleinen Maßstab noch nicht. Der Bausatz bietet 104 Teile auf fünf grauen, einen klaren Spritzling sowie auf einer kleinen Ätzteilplatine. Das fertige Modell hat laut den Angaben auf der Bauanleitung am Ende eine Länge von knapp 20 cm und knapp 22 cm Spannweite. Wie nicht anders zu erwarten, präsentieren sich die Plastikteile als Amodel typischer Short Run. Das heißt, aufgrund fehlender Passstifte und etwas mehr Grat wird vom Modellbauer mehr Arbeit als bei einem Großserien-Kit verlangt.

Dennoch gefallen mir die Teile und Oberflächen sehr gut und es ist auch meiner Meinung nach eine Steigerung gegenüber älteren Bausätzen der Firma zu erkennen. So sind zum Beispiel die Gravuren feiner und deutlich gleichmäßiger als bei den Vorgängern. Die Aufteilung der Hauptbauteile ist typisch, jedoch sind die Hinterkanten der Tragflächen und des Seitenleitwerkes zweiteilig. Ein etwas neuralgischer Punkt könnte beim Bau die Hochzeit der Triebwerkssektion mit dem Rumpf und den Tragflächen werden. Allerdings habe ich ja bereits gesagt, dass so ein Bausatz etwas aufwendiger sein kann. Der Bau wird es zeigen.

Für die Besatzungsstationen ist jeweils ein recht detailliertes(bezogen auf den Maßstab) Innenleben vorhanden. Der Modellbauer kann optional wählen zwischen zwei Varianten des Heckes, einmal die "normale" Serienversion mit bewaffneten Heckstand oder die Version der Rekordmaschine. Die Triebwerke sind recht aufwendig dargestellt mit separaten Einlauf- und Auslasskanal, welcher in das Gehäuse geklebt wird. Der Einlaufring ist einteilig und wird vorne dran gesetzt. Auch der Auslass ist mehrteilig. Zur Präsentation des fertigen Modells bietet der Bausatz das Landfahrwerk. Die Klarsichteile machen einen guten Eindruck, die Streben sind gut erkennbar.

Auf der Ätzteileplatine finden wir die vier Grenzschichtzäune, die Spritzwasserabweiser für den Bug, das Wasserruder sowie zahlreiche Antennen, Sonden und Ösen. Diese Metallteile ergänzen das Modell sehr gut, sind doch oft die vergleichbaren Teile aus Kunststoff einfach nicht so fein. Insgesamt macht die 144fache Verkleinerung der Be-10 einen guten Eindruck. Ein Vergleich mit den Zeichnungen im entsprechenden Red Star Buch von Yefim Gordon zeigt keine Unzulänglichkeiten auf.

Die Bauanleitung ist gut gemacht, Farbangabe beziehen sich auf das Programm von Humbrol. Mit dem glänzend gedruckten Decalbogen, welche übrigens einen guten Eindruck macht, lassen sich die folgenden drei Maschinen darstellen:

  1. rote 10, UDSSR Juli 1956,
  2. rote 15 mit Fotokalibrierstreifen UDSSR 1958(laut Gordon erste Produktionmaschine c/n 8600101),
  3. gelbe 40, die Rekordmaschine c/n 8600505 in zwei Farbvarianten und Zeiträumen, UDSSR August 1961 und 1960.

Der Abziehbilderbogen bietet außerdem noch die roten Streifen für die Wasserlinie.

Fazit: Der Spezialist für außergewöhnliche und seltene Flugzeuge im Maßstab 1/144 im Spritzgusssektor scheint Amodel zu sein. Mit dem vorliegenden Bausatz hat die Firma jenes wieder bestätigt. Die Bausatz macht unter den Vorzeichen eines Short Run Kits einen guten Eindruck. Daher für fortgeschrittene Modellbauer eine klare Empfehlung!

In Deutschland werden Amodel-Bausätze für Händler über Glow2b vertrieben.

Sebastian Adolf, Gaimersheim (März 2016)

Literaturhinweise:

Yefim Gordon
Beriev´s Jet Flying Boats
Red Star Volume 28
Verlag Midland Ian Allan Publishing