Vorbild: Die Jakolev Jak 6 war eine Art Mehrzweckflugzeug aus dem Konstruktionsteam des sowjetischen Flugzeugbauers Alexander Jakowlew. Dieser kleine zweimotorige Tiefdecker entstand im zweiten Weltkrieg als Kurier- bzw. leichtes Transportflugzeug zum Beispiel zur Versorgung von Partisanen, aber zum auch Personen und Krankentransport. Als zweite Version wurde ein leichter leichten Nachtbomber bzw. Nachtschlachtflugzeug (Jak-6NBB). Diese war mit einem beweglichen SchKAS-Maschinengewehr auf dem Rumpfrücken und fünf Aufhängungen für bis zu 500 kg Bombenlast unter dem Rumpf ausgestattet.
In beiden Einsatzrollen konnte das in recht einfacher Form und auch recht grob zusammen gezimmerte aber robuste Holzflugzeug nützliche Dienste leisten. Allein aufgrund seiner Größe war es in der Lage, mehr Waffenlast als sein direkter Vorgänger, die legendäre U-2/Po-2, auf frontnahe Truppenansammlungen, Feldflugplätze, Unterstände etc. abzuwerfen. Während der Transporter ebenfalls mehr Passagiere bzw. Verletzte oder Ladung aufnehmen konnte. Allerdings war dieser Vorteil nur eingeschränkt nutzbar, da die Kabine zu schmal und niedrig ausgelegt worden war und die Anordnung der Sitzgelegenheiten aufgrund konstruktiver Erfordernisse nur ungünstig angelegt werden konnte. Somit war der Passagierraum schlecht auszunutzen und die Unterbringung von Liegend-Kranken auf Bahren problematisch, da allein die Kabinentür dafür zu eng war.
Auch in der Rolle des Schlachtflugzeuges konnte die Jak den legendären Polikarpov-Doppeldecker nicht vollständig ersetzen. Aufgrund der schwachen Triebwerke war das zweimotorige Flugzeug nämlich generell nicht in der Lage völlig befriedigende Leistungen zu erbringen. Ursprünglich war das M-12 Triebwerk vorgesehen, auf das aber wegen Mangels an Motoren verzichtet werden musste. Stattdessen kam das schwächere M-11 (auch in der U-2 verwendet) zum Einsatz.
Es verwundert nicht, dass noch während des Krieges der Nachfolger Jak-8 entstand. Dieser ging aber nicht in Serie, obwohl er ausgereifter als sein Vorgänger war. Auch dessen Nachfolger, ein schnittiger Ganzmetall-Entwurf, der nach dem Krieg als Jak-16 gefertigt werden sollte, wurde nur in zwei Exemplaren gebaut.
Der Einsatz der Jak-6 und U-2 als Störflugzeug war jedoch bedeutend genug, dass die deutsche Luftwaffe einerseits als Gegenmaßnahme z.B. Fw 189 oder Fw 58 als Behelfsnachtjäger gegen langsam fliegende Feindflugzeuge einsetzte und andererseits das Konzept für Störkampf- bzw. Nachtschlachtstaffeln übernahm. In der Schlacht um Berlin wurden viele dieser sowjetischen „Schlächter“ mit 10 Startschienen für RS-82 unter dem Rumpf gegen Bodenziele eingesetzt.
Bausatz: Dieser beinahe wie ein Spielzeug wirkende Bausatz mit wenigen grobschlächtigen und dazu noch übermäßig massiv geratenen Teilen, macht zunächst einen primitiven Eindruck. Sieht man jedoch genauer hin, bemerkt man schnell das Rumpf und Tragflächen sehr feine und stimmig wirkende Oberflächendetails besitzen und an den Räder akkurate Felgen ausgebildet sind. Die wenigen Kleinteile sind zwar leicht grob geraten und weniger fein detailliert abgegossen, aber immerhin vorhanden. Auch die Klarsichteile sind angesichts des Entstehungsalters noch fast in Ordnung, da es bereits völlig vorbildgerechte also flache Streben bzw. Scheibeneinfassungen gibt.
Die Sternmotorennachbildungen wirken etwas primitiv werden aber wie beim Original teilverkleidet und können gegebenenfalls etwas aufgewertet werden indem man die Kühlrippen farblich hervorhebt. Ein richtiges Cockpit gibt es nicht, allerdings sind zwei Sitze vorhanden und eine Platte die den Bugraum verschließt und ebenfalls das Armaturenbrett darstellt.
Beim Versäubern der Teile gibt es wenig Aufwand, da Grat glücklicherweise fast nicht vorhanden ist und Auswurfmarken nur innen vorhanden sind. Die Form ist aber im Bereich der Rumpfhälften etwas verschlissen, so dass hier einige Ausblutungen zu finden sind. Einsinkstellen habe ich nicht entdecken können, womit ich eine solide Gussqualität attestieren kann. Sicherlich ist der hier vorliegende Standard nicht mehr “state of the art”, doch wenn man sich vor Augen führt, dass das Vorbild ebenfalls einen niedrigeren Fertigungsstandard aufwies, kann man diesen Bausatz schon als korrekt klassifizieren. Die “Raised-Panel-Bauart” kommt der Holzbauweise sehr nahe, und mit etwas Eigeninitiative kann man noch einige Details ergänzen. So kann man natürlich eine feinere MG-Nachbildung einbauen.
Man sollte außerdem in Erwägung ziehen, eigene bzw. qualitativ bessere Decals zu verwenden.
Fazit: Trotz Schwächen kann hier jeder Modelbauer, dem dieser Typ gefällt, ruhig zugreifen. Der Bausatz wird immer noch - sogar von mehreren Herstellern – angeboten, wenn er auch leicht variierend ausgestattet sein kann, was z.B. Bomben und Schneekufen anbelangt.
N. (Oktober 2011)
Anmerkung VH: Inzwischen gibt es die Jak-6 von Amodel, die sicher besser ist als dieser Bausatz.