Zur Geschichte: Die Spitfire Mk. XII stellte die erste Variante mit Rolls-Royce Griffon-Motor dar und basierte auf der Mk. V und der MK IX bzw. Mk. VII. Deswegen besaß sie teilweise den starren Hecksporn der Mk. IX und teilweise den einziehbaren der Mk. VIII, jedoch immer kombiniert mit dem breiten Seitenleitwerk der Mk. VIII. Für das neue Antriebsaggregat mit einstufigem Lader musste der Vorderrumpf neu gestaltet werden, er wurde länger und über den Auspuffstutzen boten Auswölbungen mehr Platz für die breiteren Zylinderblöcke. Die Maschinen erhielten außerdem clipped Wings, die zwar bei den Piloten nicht unbedingt beliebt waren, den Maschinen aber in niedrigen Höhen größere Rollfähigkeit verleihen sollten. Denn die primäre Aufgabe der Mk. XII war die Abwehr von deutschen Tieffliegerangriffen besonders durch FW 190.
Die Bewaffnung bestand aus zwei Hispano-Kanonen und vier Browning-Maschinengewehren in den Flügeln. Der Griffon-Motor lief im Gegensatz zum Merlin im Uhrzeigersinn, was beim Start zu deutlichem Ziehen nach rechts führte und von den Piloten einiges Umdenken erforderte. Da es sich bei der Mk. XII um eine Übergangsversion zur Mk. XIV handelte, beschränkte sich die produzierte Stückzahl auf 100 Maschinen, die nur in Großbritannien und nur bei zwei Squadrons der Home Defense eingesetzt wurden.
Airfix hat in letzter Zeit auf seinem angestammten Gebiet, Modellen für Anfänger und Fortgeschrittene zum kleinen Preis viel Boden gut gemacht. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Nachbildungen britischer Vorbilder. So kam kürzlich aus neuen Formen eine Spitfire-Reihe heraus, beginnend mit der Mk.I über die Mk. V, die Mk. IX. Und nun liegt uns erstmals ein Longrun-Spritzguß-Modell der Mk. XII vor.
Der Bausatz präsentiert sich in der neuen auffälligen roten Stülp-Schachtel mit ansprechendem Deckelbild Auf dem Rand der Innenbox finden sich kurzgefasste Bastel-Tipps, die Rückseite gilt dem firmeneigenen Airfix-Club.
Innen finden sich sechs recht feine, aber nicht ganz schlierenfreie Klarsichtteile, sowie an zwei Spritzrahmen wechselnder Stärke (nach meiner Zählung) 95 hellgraue Bauteile mit leicht rauer Oberfläche und relativ feinen Gravuren. Glaubt man den Rezensoren anderer Internetforen, so sind die Gravuren feiner als bei den bisherigen Spitfire-Modellen dieser Serie. Das Plastik ist recht dick, aber nicht zu weich, so dass es sich gut bearbeiten lassen sollte. Die Spritzkanäle sind teils sehr kurz, so dass manche Teile nur schwer ohne Bruch abzutrennen sein dürften. Gussgrate sind nicht zu finden, ebenso fehlen Sinkstellen, einzig ein paar sehr flache Auswerfermarkierungen lassen sich nachweisen. Letztere liegen jedoch, abgesehen von den Querrudern, in später nicht einsehbaren Bereichen.
Die Details sind feiner als bisher gewohnt (z.B. sind die Federbeinscheren durchlöchert!), aber auch etwas verwaschen, was wohl dem weichen Material geschuldet ist. Von asiatischer Qualität ist man bei Airfix noch ein gutes Stück entfernt!
Andererseits bietet der Kit einige recht nette Features: das Cockpit ist dem Vorbild entsprechend „bodenlos“ und bis auf die fehlenden Gurte komplett. Das Instrumentenbrett könnte etwas prägnanter dargestellt sein. Für die Option geöffnete Haube legt Airfix ein Extrateil bei, das das hintere Fenster und die Haube übereinander in einem Stück darstellt. Um es zu verbauen muss der Rumpfausschnitt für das Heckfenster vergrößert werden. Ich frage mich, wie die Bemalung vor sich gehen soll!. Schön ist andererseits die extra beiliegende Einstiegsklappe, so dass man bei der Chirurgie nicht auf das herauszutrennende Teil achten muß. Für das Heckrad liegen beide Varianten bei, starr und zum Einziehen. Wer sein Modell mit einem Slippertank bauen will, muss auch nicht auf den Zubehörmarkt zurückgreifen. denn ein solcher liegt bei.
Sämtliche Ruder und die Landeklappen sind als separate Bauteile ausgeführt. Beide Höhenruder sind zusammen als ein Teil ausgeführt, was dem unaufmerksamen Modellbauer (wie mir) hilft, die stets gleichweit ausgelenkten Ruder problemlos auf die selbe Höhe einzustellen. Apropos: ein sehr schönes weiteres Feature des Kits sind die genauen Gradangaben zur Auslenkung der Ruder beim Original. Wenn man also das gute alte Geodreieck hervorholt, kann man mit den Rudern fast nichts mehr falsch machen. Die Landeklappen sollte man beim abgestellten Modell aber nicht ausgefahren darstellen, da sie meiner Kenntnis nach nur kurz während des Landeanfluges ausgefahren und anschließend, um Beschädigungen beim Rollen zu vermeiden sofort wieder angeklappt wurden.
Wer sein Modell im Flug bauen möchte erhält separate Radhälften und Fahrwerksbeine für den eingefahrenen Zustand und kann außerdem bei über airfix.com einen (nicht zum Lieferumfang gehörenden) Ständer bestellen. Wer die Spit aber auf die Beine stellen will, findet moderat abgeflachte Reifen und eine Auswahl zwischen Vollscheiben- und Fünfspeichen-Narben vor. Die gegen Ende der Produktion wohl mehr verwendeten Vierspeichen-Räder gehören nicht zum Bausatz, aber hier hilft die Zubehörindustrie weiter! Zuletzt hat man noch die Auswahl, je nach Vorbild einen flachen oder einen stromlinienförmig verkleideten Rückspiegel anzubringen. Für den, der es mag, hat Airfix noch einen recht ansehnlichen Piloten mit separaten Armen beigelegt.
Die Alternativteile sind bei den beiden angeboten Versionen bereits verplant: Version A (41st Squadron) hat Vollscheibenräder, Einziehsporn und einen runden Spiegel, Version B (91st Sqaudron) flog mit Fünfspeichen-Rädern, starrem Sporn und eckigem Rückspiegel.
Decals liegen für die Maschine von Flight Lieutenant Donald Smith (RAAF), No 41st Squadron, RAF Tangmere, Sussex, Oktober 1943 und die von Squadron Leader R.H. Harries, No 91st (Nigeria) Squadron, RAF Hawkinge, Kent Mai 1943 bei, beide Maschinen sind in Ocean Grey, Dark Green und Medium Sea Grey getarnt mit Spinnern und Rumpfbändern in Sky. Die Bemalungsanleitungen finden sich auf einem farbigen, zweiseitigen DIN A4-Hochglanzblatt. Dabei beziehen sich die Farbbezeichnungen auf das Humbrol-System.
Alles in allem zeigt Airfix mit seiner neuen Spitfire-Reihe den deutlichen Willen zur qualitativen Verbesserung seines Angebotes unter beibehalten der günstigen Preis-Leistungsverhältnisses. Der Bausatz ist noch gerade Taschengeldbudget. Ob er Anfängern auch wirklich empfohlen werden kann, zeigt sich erst beim Bau des Modells.
Utz Schißau, Berlin (April 2011)
Literatur (ganz kleine Auswahl)
Scutts, J., Spitfire in action, Aircraft Number 39, Squadron/Signal Publication | |
Humphreys, R., Supermarine Spitfire Griffon-Powered, Pt.2 A comprehensive Guide for the Modeller, SAM Publications |