Etwas überraschend hat Airfix dieses Jahr eine neue Supermarine Spitfire Mk.Vb heraus gebracht. Jahrelang gab es die Spit V aus England mit teils erhabenen, teils versenkten Gravuren und galt trotzdem als beste Spitfire in 1/48, bis zum Erscheinen von Eduards Mk.IX. Die Spitfire Vb gibt es auch als etwas älteres Modell von Tamiya mit den bekannten Qualitäten (einfach zu bauen) und unzähligen Zubehörsets. Außerdem hat MPM die Spitfire Vc im Programm, die zu den wirklich guten Bausätzen der Firma aus Prag zählt. Nicht zu vergessen hat Eduard für die Zukunft den Ausbau der hauseigenen Spitfire-Linie auch auf die Mk.V angekündigt. Doch beginnen wir zunächst mit dem Vorbildteil.
Vorbild: Als ihr Entwickler wird R.J.Mitchell wohl für immer für seine Schöpfung bekannt sein. Trotzdem, die Weiterentwicklung der Spitfire endete nicht mit seinem viel zu frühen Tod 1937. Mitchell lebte gerade lange genug, um den Prototypen fliegen zu sehen. Danach übernahm ein Team unter Chefzeichner Joe Smith die Entwicklung weiterer stärkerer und leistungsfähigerer Varianten, um die Spitfire als aktives Frontflugzeug zu erhalten. Wie ein Historiker schrieb: "Wenn Mitchell geboren wurde, um die Spitfire zu erschaffen, wurde Joe Smith geboren um sie zu verteidigen und weiter zu entwickeln."
Es gab 24 Hauptversionen der Spitfire und viele Untervarianten. Diese umfassten die Entwicklung vom Merlin zum Griffon Motor, Hochgeschwindigkeits-Fotoaufklärer und diverse Flügelkonfigurationen. Die Spitfire Mark V war mit 6487 gebauten Exemplaren der weit verbreitetste Typ, gefolgt von der Mk. IX mit 5656 Flugzeugen. Verschiedene Flügel mit einer Vielzahl von Waffen wurden an den diversen Versionen genutzt.
Der "A"-Flügel hatte 8 Kaliber .303 Maschinengewehre eingebaut, der "B"-Flügel 4 dieser MGs und zwei 20mm Hispano Kanonen. Der "C"-Flügel (Bestandteil dieses Bausatzes) konnte entweder mit vier 20 mm Kanonen oder 2 Kanonen und 4 MGs ausgestattet werden. Mit fortschreiten des Krieges wurde dieser Flügel immer gebräuchlicher. Die abschließende Bewaffnungsvariante war der "E"-Flügel, welcher zwei 20 mm Kanonen und zwei cal .50 Browning Maschinengewehre enthielt.
Weiteres im Wiki: Spitfire
Wie präsentiert sich nun der neue Bausatz. Gleich vorweg: dies ist der beste Airfix Bausatz, den ich seit langer Zeit gesehen habe. Gerade was die Spitfire Releases aus Großbritanniern angeht ist dies ein deutlicher Schritt nach vorn. In der roten Standardbox mit sehr schöner Boxart befinden sich die Spritzlinge, einzeln in Plastiktüten verpackt. Bauanleitung und Decals liegen lose bei. An 5 grauen und einem klaren Gießrahmen finden sich die Teile zum Bau des Modells. Da es eine ganze reihe von optionen gibt, wird davon auch etwas für die Restekiste bleiben. Die Gussqualität ist sehr gut und auch die Gießrahmen sind dünn und machen nicht gleich einen schwergewichtigen Eindruck (wie z.B. bei Airfix Mk.IX). Die Gravuren sind scharf und tief. Die Oberflächengestaltung erreicht nicht die Finesse von Eduards Mk.IX, ist aber sehr gut. Die vielen Nieten sind ohnehin Geschmackssache, wobei sie mir sehr gut gefallen, auch wenn sie nicht ganz maßstäblich sind. Die darstellung der Stoff-bespannten Flächen ist hinreichend subtil.
Der Aufbau des Cockpits ist von MPM und Eduard bekannt, das heißt die unteren Seitenwände sind separat in den Rumpf einzuklebende Teile. Die einzelnen Schotts versteifen den Rumpf und tragen die weiteren Strukturen. Man könnte aber noch die Löcher in diesen aufbohren. Für mich braucht es nur noch einen Zoom Satz mit Gurten und bedrucktem Instrumentenbrett für ein sehr gutes Cockpit. Die Zugangstür liegt separat mit angegossenem Brecheisen bei. Vor der Kabine muss eine Einsatz angeklebt werden, der für zwei versiedene Kanzelvarianten beiliegt. So spart man sich aber das Verspachteln des Panzerbleches über dem Tank
Weiter vorn werden die einteiligen Auspuffstutzen eingesetzt. Diese sind nicht hohl gespritzt, aber es gibt drei Varianten zur Auswahl. Für die Spitze darf man zwischen Rotolol und de Havilland Propeller (und Spinner) wählen. Unter der Nase kann man sich für eine normale Beule mit Ladereinlauf oder den Vokes-Filter entscheiden. Der B-Wing gliedert sich klassisch in einn durchgehenden unteren Flügel und zwei Flügeloberseiten beidseitig des Rumpfes. Die schräge Fahrwerkschacht-Tonne is simpler aufgebaut als bei Eduard. Den Doppelspant mit anzubauenden Aufnahmezapfen für die Fahrwerksbeine finde ich auch interessant. Mal sehen wie genau das passt und wie stabild dass dann ist. Fast alle Beulen und Dellen sind am Flügel angegossen, nur für die Kanonen gibt es Einsätze. bei den Verstärkungsstreben über den Radschächte muss man sein Vorbild recherchieren, manche hatten diese - andere nicht.
Die Querruder, sowie das Höhen- und Seitenleitwerk liegen separat bei und können ausgelenkt dargestellt werden. Der die Klappe des Flächenkühlers kann offen oder geschlossen angebaut werden. Der kleine Ölkühler kann in zwei Varianten gebaut werden. Das Fahrwerk kann auch eingefahren dargestellt werden. Dafür liegen extra Teile bei, also gibt es hier keine Kompromisse für das ausgefahrene Fahrwerk. Für die Positionierung des letztern finde die Angabe von Winkeln in der Bauanleitung übrigens sehr gut und nachahmenswert! Die Räder sind etwas abgeflacht. Auch ein großer Slippertank liegt für die Variante mit Vokes-Filter bei.
Es liegen 3 verschiedene Windschutzvarianten und 3 verschiedene Schiebehauben bei. Hinzu kommt noch die Option diese offen (3-teilig) oder geschlossen (2-teilig) anzubauen. Die Teile sind dünn - deutlich dünner als bei der Spitfire Mk.XII - die beiden ausgewölbten Hauben zeigen aber trotzdem deutliche Verzerrungen. Das ließ sich wohl nicht besser lösen. Am Klarspritzling finden sich auch zwei Flügelenden für clipped wings, diese gibt es auch noch mal in grau. Weiterhin sind zwei Bomben mit Haltern im Bausatz vorhanden.
Bemalungen: Die Abziehbilder sind matt gedruckt uns machen einen guten Eindruck. Leider gibt es nur zwei Bemalungsvarianten im Bausatz, von denen eine noch eine Museumsmaschine ist. Wartungshinweise sind für beide reichlich enthalten. Die Bamalungsanleitung ist farbig in der Bauanleitung abgebildet. Farben beziehen sich natürlich auf das Humbrol System.
Fazit: Ein toller Bausatz von Airfix! Decals für die Spitfire gibt's wie Sand am Meer, so dass die eingeschränkte Auswahl im Bausatz unproblematisch ist.
Erhältlich ist dieser Bausatz für Händler bei Glow2B (zu erreichen über mail@glow2b.de). Der Modellbauer kann ihn im örtlichen Modellbaufachgeschäft oder online erwerben.
Steffen Arndt, Barsinghausen (August 2014)
Zur Spitfire gibt es eine überschäumende Menge an Literatur. Spezialisten dieses Flugzeugs können sicher ein "rundum-glücklich" Paket empfehlen, ich kann es leider nicht. Passend zum Thema des Bausatzes ist kürzlich ein Osprey Heft erschienen, dass zwar recht einseitig, jedoch spannend, den Einsatz der Spit auf Malta beschreibt. Dazu noch das SAMI, da es modellbauorientiert verfasst ist.
Malta Spitfire Aces (Aircraft of the Aces 83); Osprey Publishing 2008; ISBN 978-1846033056 | |
The Supermarine Spitfire Part 1: Merlin Powered, Modellers Datafile 3, SAM Publications 2000, ISBN 0-9533465-2-8. |