Vorbemerkung: Airfix setzt das Update seiner Modelle mit zwei Klassikern der Luftschlacht um England fort, der Spitfire Mk.I und der Hurricane Mk.I. Wenn auch die Spitfire bei weitem der berühmtere Typ ist, so hat die Hurricane doch zahlenmäßig den größeren Anteil am Kampfgeschehen getragen. Airfix bringt beide Modelle aus ganz neuen Formen heraus, die Spitfire ist nicht identisch mit der vor einigen Jahren erschienenen Neuauflage. Da beide Kits gleichzeitig herausgekommen, thematisch eng verwandt und vom Inhalt sehr ähnlich sind, bespreche ich sie auch zusammen.
Bausatz: Die Bausätze kommen in der Hornby-typischen signalroten zweiteiligen Schachtel ins Regal. Auf dem Rand der Innenbox finden sich kurzgefasste Basteltipps, die Rückseite gilt dem firmeneigenen Airfix-Club. Die Deckelbilder sind computergeneriert und zeigen historisch belegte Luftkampfszenen samt Bildunterschriften. In den Kartons finden sich 132 respektive 116 Teile in hellgrauem, relativ weichem Polystyrol mit matter Oberfläche und 17 bzw. 9 dünne und klare, aber nicht ganz schlierenfreie Klarsichtteile. Die Gravuren sind relativ fein und gleichbleibend in Breite und Tiefe. Die Schnellverschlüsse an den Motorenverkleidungen wirken zu groß und zu erhaben, hier sollte nachgearbeitet werden. Die Stoffbespannungen am Rumpf der Hurricane und an sämtlichen Rudern sind zurückhaltend und realistisch dargestellt, Die großen Bauteile zeigen zahlreiche Auswerfermarkierungen, die aber aufgrund ihrer Lage weder sichtbar sein dürften, noch den Zusammenbau behindern sollten.
Der Hurricanebausatz bietet breite und schmale Propellerblätter und einen runden und einen spitzen Spinner. Die breiten Blätter und die spitze Haube hätte ich eher einer Mk.IV zugeordnet, aber Airfix empfiehlt beide für Maschinen aus dem Jahr 1940. Wer sicher gehen will, sollte hier besser recherchieren. Die Spitfire bietet drei Propellervarianten an: zweiblättriger Holzpropeller, schmale und breite Blätter, dazu einen abgerundeten Spinner und zwei unterschiedlich lange spitze Variationen. Zum Einsatz kommen bei diesem Bausatz nur der Zweiblattpropeller und der kurze spitzte Spinner zusammen mit den schmalen Propellerblättern.
Während die Spitfire eine Auswahl zwischen runden und Fishtailauspuffrohren bietet, gibt es bei der Hurricane nur die ovale Variante. Leider sind bei keinem Kit die Auspufföffnungen ausgehöhlt.
Die Kabinenhauben der Spitfire gibt es in drei Varianten, die flache frühe Form, die oben gewölbte und die oben und seitlich gewölbte spätere Form. Für die geschlossenen Hauben hat man einteilige hintere Elemente, deren Einbau jedoch Chirurgie an den Rumpfhälften erfordert. Die drei Windschutzscheiben unterscheiden sich in der Panzerglasscheibe, ganz ohne, klein oder groß. Die Hurricane bietet zwei verschiedene Schiebehauben für den offenen oder geschlossenen Bau.
Die Cockpits beider Modelle sind sehr gut detailliert, bei der Spitfire mit zwei verschiedenen Wandeinbauten, bei der Hurricane mit separater Gitterrahmenstruktur. Die Sitze bestehen aus jeweils drei Teilen. Wer mag, kann einen recht gut gestalteten Piloten mit separaten Armen hineinsetzten. Die Cockpitböden sind realistisch "offen" dargestellt, die Instrumentenbretter sind mit erhabenen Strukturen versehen und es gibt klare Decals zur Darstellung der Instrumente, so dass man den Farbton des Instrumentenbrettes selbst wählen kann.
Die Fahrwerkschächte sind modular aufgebaut und mit den Flügelholmen verbunden, was zwar etwas mehr Aufwand beim Bau bedeutet, aber sicher viel zum realistischen Erscheinungsbild beiträgt. Wie bei Airfix früher schon üblich, liegen separate Teile für den Bau mit eingefahrenem Fahrwerk bei. Die Räder sind abgeflacht und einteilig, die Felgen liegen separat bei, durch eckige Zapfen ist sichergestellt, dass die Abflachung am Ende an der richtigen Stelle sitzt.
Bei beiden Kits sind Quer-, Höhen- und Seitenruder separat anzubauen, so dass man sie in der jeweils gewünschten Auslenkung darstellen kann. Beide Höhenruder sind miteinander verbunden, was Modellbauern wie mir hilft, die stets gleichweit ausgelenkten Ruder problemlos auf eine Höhe einzustellen. Die möglichen Anstellwinkel für alle Ruder zeigt die Bauanleitung. Bei beiden Modellen gibt es die Option, die Waffenschächte in den Flügeln beidseits offen darzustellen. Dazu müssen die Abdeckungen ausgesägt werden, für die Klappen gibt es dann separate, maßstäblich dünne Extrateile. Und obwohl Airfix einiges für die Ausstattung der Schächte beisteuert, würde ich sie persönlich lieber nicht öffnen, denn ich glaube, dass das Ergebnis den Aufwand nicht wirklich rechtfertigt. Entscheidend für jede Spitfire ist bekanntlich die Gullwingform und der Umriß der Flügel, bei beidem hat Airfix ganze Arbeit geleistet. Gleiches gilt für die Stoffstruktur bei der Hurrcane, für die übrigens ein Vokesfilter und ein Fanghaken samt passender Unterseite des hinteren Rumpfes beiliegen, so dass auf weitere Varianten gehofft werden darf!
Bemalungsvarianten: Die Decals sind sauber seidenmatt gedruckt, die Farben der Kokarden wirken stimmig und für beide Modelle gibt es reichlich Wartungshinweise. Für die Spitfire findet man sogar die roten Klebstreifen für die Waffenmündungen und für beide Typen ein Gasanzeige-Patch für die linke Tragfläche. Ob die Codebuchstaben in Medium Sea Grey korrekt sind oder besser Sky gedruckt sein sollten, muss vielleicht recherchiert werden. Die Bemalungsanleitungen bestehen aus farbigen Vierseitenrissen, die Farbbezeichnungen beziehen sich auf das Humbrolsystem.
Decals liegen für die Spitfire bei für:
Für die Hurricane gibt es. Abzeichen für:
Fotos Hurricane
Fotos Spitfire
Fazit: Airfix hat in letzter Zeit auf seinem angestammten Gebiet, Modelle für Anfänger und Fortgeschrittene zum kleinen Preis anzubieten viel Boden gut gemacht. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Nachbildungen britischer Vorbilder. Diesem Vorsatz ist man auch mit diesen beiden Veteranen der Luftschlacht um England treu geblieben. Es ist ein echtes Heimspiel für den unter der Ägide von Hornby neuerstandenen britischen Hersteller. Die Qualität der Teile reicht zwar nicht ganz an bekannte japanische oder tschechische Produkte heran, ist aber vom Preis- Leistungsverhältnis her schwer zu toppen, umso mehr, als das Zielklientel nicht nur alte Hasen sondern auch Neueinsteiger umfassen dürfte. Sehr empfehlenswert!
Utz Schißau, Berlin (Juni 2015)
Literatur (Auswahl):