Martin B-57B / RB-57E / B-57G Canberra

Airfix 010104 - Spritzguss 1/48

Vorbild: Am Ende des 2. Weltkrieges war die US Airforce auf der Suche nach einem hochmodernen taktischen Bomber. Diese Rolle erfüllte die B-26 bis in den Koreakrieg hinein, aber sie galt schon zu diesem Zeitpunkt in der Ihr zugedachten Rolle als veraltet. 1951 fand man in der English Electric Canberra einen, zwar ausländischen, jedoch würdigen Kandidaten zum Vergleich der im eigenen Land konstruierten Entwürfe. Die ersten B-57A sahen der englischen Bombervariante zum Verwechseln ähnlich.





Erst mit der B-57B entstand das typisch amerikanische Tandemcockpit. Ein interessantes Konstruktionsmerkmal dieser Maschine ist der rotierende Bombenschacht. Er wurde eingeführt um die Beladezeiten mit Waffenmitteln zu reduzieren. Der einzige Konflikt in der die B-57 in vielen Varianten eingesetzt wurde war der Vietnam-Krieg. Eigentlich war die F-105 für diese Rolle vorgesehen, und zu dieser Zeit waren schon viele der B-57 in den Reserve- bzw. Nationalgardeeinheiten, oder wurden teilweise für die Verschrottung vorgesehen. Der Vietnamkrieg reaktivierte das Potenzial dieser Maschine und es entstanden Varianten die sich nur auf diesen Konflikt zurückführen lassen



Bausatz: Der erste Eindruck ist durchweg ein sehr guter! Im großen Karton ist kein Kubikzentimeter verschenkt. Auf 8 Spritzgußrahmen (inklusive 1 Rahmen Klarsichtteile) verteilen sich mehr als 120 Teile. In 36 Baugruppen wird sehr übersichtlich der Zusammenbau dargestellt. Und nun zu den einzelnen Komponenten:



Der Rumpf: Der Rumpf besteht aus 2 großen Rumpfhälften und man hat die Wahl 3 verschiedene Bugnasen, zur jeweiligen Version passend, anzubauen. In der Baugruppe 6 wird gezeigt wie alles zusammengehört, jedoch erfährt man erst in der Baugruppe 31 dass man die Wahl hat den Bombenschacht offen oder geschlossen darzustellen. Da jedoch der Bombenschacht und die „Bombenklappen“ (wie im Original) aus EINEM Teil bestehen ist es für eine Entscheidung, wenn man sich strikt an die Bauanleitung hält, zu spät. Zu diesem Umstand führt auch die Tatsache dass Teile vorhanden sind die für andere Varianten gedacht sind (und den Bombenklappen ähnlich sind) und überhaupt nicht gebraucht werden um eine von 3 Versionen aus diesem Kasten zu bauen. Damit die Maschine nicht hecklastig wird ist in der Bauanleitung ein Gewicht von 100g angegeben welches in die Bugnase wandert. Ich würde das überprüfen, da ich einen Artikel in einer englischen Modellbauzeitschrift gelesen habe in der das Gewicht nicht ausgereicht hat und der Modellbauer die Triebwerke zusätzlich „verbleit“ hat. Der darin beschriebene Bausatz war zwar von Classic Airframes, aber die Geometrie ist ja die gleiche! Das Höhenleitwerk muss geändert werden. Auf den Einzelteilen sind Gravuren vorhanden die ich auf keinem Vorbildfoto entdecken konnte. Hier hilft nur das Studium von Literatur.

Das Cockpit: Beim Zusammenbau der Cockpitteile hat man die Möglichkeit zwischen 2 verschiedenen Schleudersitztypen zu wählen. Die Schleudersitze sind einfach gestaltet lassen sich aber bestimmt durch selbst gemachte Detail aufwerten. Die Cockpitwanne und deren Einbauten sind übersichtlich gestaltet, auch hier könnte ein bisschen Extradetaillierung nicht schaden.
Die Klarsichtteile sind glasklar und im Nahbereich verzerrungsfrei. Mein Exemplar hat jedoch in der Frontscheibe und in der Haube jeweils eine winzige Quernaht. Vielleicht ist diese beim Guss entstanden, denn es gibt keine Oberflächenunebenheiten auf der Innen- oder Außenseite.

Triebwerke und Tragflächen: Die Tragflächen bestehen aus wenigen Teilen und lassen sich schnell zusammensetzen. Auch hier wurden Typspezifische Unterschiede in den Triebwerksverkleidungen beachtet und so hat der Modellbauer die Wahl zwischen 2 unterschiedlich ausgeprägten Triebwerkseinläufen zu wählen. Das gleiche gilt für die Triebwerksauslässe. Für die Variante „C“ (B-57G) liegen Triebwerkseinläufe vor die auf mich einen etwas groben Eindruck machen. Leider habe ich keine guten Bilder vom Original um eine eindeutige Aussage zu machen. Was ich persönlich sehr gut finde ist die Tatsache dass die Querruder und die Landeklappen einzeln montierbar sind. Die Innenseiten sind einsehbar und gut modelliert.
Die Fahrwerksschächte sind gut aber etwas „blank“ und könnten ein paar Leitungen vertragen. Die Fahrwerkräder liegen in 2 Varianten bei, für den Bau einer Maschine aus dem Kasten wird nur 1 Satz davon gebraucht. Die Reifen sind im „belasteten“ Zustand dargestellt.

Waffenzuladung: Der Bausatz lässt ein variable Bestückung der äußeren Waffenpylone und des Bombenschachtes zu. Die Beladung sieht stimmig aus, vielleicht ersetzt man bei den Lasergesteuerten Waffen die Seitenflossen denn die sind etwas zu dick geraten.

Bemalungen: Die Decals sind sehr sauber im A3-Format gedruckt. Vorbildhaft sind auch die Farbbeilagen für jede einzelne Version.

  1. Martin B-57B, 822nd Bomb Squadron, 38th Bomb Group(T) Laon, France 1966/67;
  2. Martin RB-57E Patricia Lynn, 6250th Combat Support Group, 2nd Air Division, Tan Son Nhut, South Vietnam 1963;
  3. Martin B-57G, 13th Bomb Squadron, 8th Tactical Fighter Wing, Ubon, Thailand 1971

Fazit: Hier bekommt man für sein Geld viel Plastik geboten, die Bauanleitung ist bis auf eine Ausnahme schlüssig und einfach zu verfolgen.
In diversen Internetforen sind die Gravuren dieses Bausatzes als zu groß bemängelt worden. Nachdem ich mich von der Qualität der Spritzlinge überzeugt habe, würde ich sagen dass die Gravuren minimal größer als die der fernöstlichen Konkurrenz sind. Jedoch sehe ich hier dass bei eventuell auftretenden Spachtelarbeiten diese von Vorteil sein könnten.
Auf einzelnen Einsatzfotos kann man Antennendrähte sehen die vom Rumpf in das Seitenleitwerk gehen. Die Bauanleitung gibt keinen Hinweis auf diese Antennen.
Der Bausatz ist aber uneingeschränkt zu empfehlen, und trotz dem Schwierigkeitslevel 3 (3 von 4) kann ich auch Modellbauer mit wenig oder mittleren Erfahrungsgrad zum Kauf raten!

Erhältlich ist dieser Bausatz für Händler bei Glow2B (zu erreichen über mail@glow2b.de). Wer gerne direkt online einkauft kann den Bausatz bei Moduni beziehen: B-57B.

Martin Kort, Fürth (Juni 2009)

Fotos: M. Klann