Vorbild: Im auf Effizienz (oder zumindest Effektivität) getrimmten Deutschland fiel die Idee des Sturzkampfflugzeuges mit hoher Präzision und damit verbunden geringem Materialeinsatz bei hohem Kampfwert auf fruchtbaren Boden. Durch in der Luftfahrt Deutschlands bedeutende Personen, wie zum Beispiel Ernst Udet, befördert, gab das Technischen Amtes im April 1934 an die Luftfahrtunternehmen eine Ausschreibung eines solchen Flugzeugtyps heraus.
Neben der Ju 87 entstanden auf die Ausschreibung hin noch die Heinkel He 118 sowie die Arado Ar 81. Das Vergleichsfliegen im Jahr 1936 gewann die Ju 87. Die nahezu gleichzeitig, aber völlig unabhängig davon laufende, Ausschreibung für ein leichtes Sturzkampfflugzeug, für die die Blohm & Voss Ha 137, Fieseler Fi 98 und die Henschel Hs 123 entwickelt wurden, hat hiermit nichts zu tun.
Typisch für diese Maschine, die vor allem durch ihren Einsatz als Sturzkampfflugzeug (Stuka) bekannt wurde, waren die ausgeprägten Knickflügel. Das erste Versuchsmuster hatte ein Doppelleitwerk, als Triebwerk kam ein Rolls-Royce Kestrel zum Einsatz. Der Jungfernflug der Ju 87 V1 erfolgte am 17. September 1935. Bei den weiteren Versuchsmustern und den Baureihen A-0, A-1 und A-2 wurden Triebwerke vom Typ Junkers Jumo 210 mit Leistungen von 600 bis 700 PS verwendet. Ein Teil der Baureihe A-2 und alle restlichen Ausführungen wurden von leistungsstärkeren Junkers Jumo 211 mit Leistungen von etwa 1000 bis später etwa 1500 PS angetrieben.
Die Ju 87 wurde in ihren ersten Versionen bereits im Spanischen Bürgerkrieg erprobt und eingesetzt. Sie war in mehreren Versionen über die gesamte Dauer des zweiten Weltkriegs eingesetzt und bewährte sich vor allem in der Anfangsphase dem "Blitzkrieg". Beim Einsatz gegen England zeigten sich aber die Schwächen - insbesondere die geringe Geschwindigkeit - so dass die Verbände von diesem Kampfraum abgezugen wurden. Dies trug mit zur Entwicklung und Einsatz der Jagdbombenflugzeuge bei.
An anderen Fronten taten sich die Einheiten insbesondere im taktischen Einsatz zur Unterstützung der Bodentruppen hervor. Die letzten schlachtentscheidenden Einsätze hatten die Ju 87 beim Kampf gegen die italienischen Truppen auf Kefalonia und Korfu im September 1943 und beim Einsatz gegen britische Land- und Seestreitkräfte im Oktober und November 1943 in der Ägäis, insbesondere bei der Schlacht um Leros vom 12. bis zum 16. November 1943. An der Ostfront wurde die Ju 87 als Sturzkampfflugzeug und Schlachtflugzeug eingesetzt.
Eine besondere Panzerjäger-Version war anstatt der Bomben mit zwei 37-mm-Kanonen bewaffnet. Dieser Panzerjäger wurde von speziell aufgestellten Panzerjägerstaffeln eingesetzt. Außerdem verlegte die Luftwaffenführung die Einsätze der immer Stärker unterlegenen Ju87 in die Nacht und rüstete die Nachtschlachtstaffeln mit diesem Muster aus.
Die Ju 87 wurde von den Junkers-Flugzeugwerken in Dessau und der Weserflug in Bremen und Berlin-Tempelhof hergestellt. Bei Weserflug erfolgte ein Umbau von 40 Ju 87 D-3 zur G-2. 100 Flugzeuge wurden im Jahre 1944 bei Blohm & Voss zum Nachtschlachtflugzeug umgebaut.
Bausatz: Mit großer Vorfreude habe ich das Erscheinen dieses Bausatzes erwartet. Eigentlich war ich ursprünglich nicht sonderlich erpicht darauf, aber nachdem ich die Testshots in Telford gesehen hatte, musste ich mir den Bausatz besorgen und habe gleich mal eine Vorbestellung bei Hannants platziert. Nun ja, vielleicht lag es an den Problemen der Mutter Hornby oder auch in anderen Dingen begründet: Das Erscheinen zog sich. Erst kurz vor der Spielwarenmesse kam die Benachrichtigung von Hannants, schnell gekauft und ein paar Tage später brachte der Postmann einen überraschend großen Karton. Auch die mit einem sehr ansprechenden Titelbild versehene Box des Bausatzes darin war mit 45x25x7 cm sehr groß. Wie gesagt ich hatte die Spritzlinge schon gesehen und nach dem Öffnen bewahrheitete sich auch die Befürchtung, das hier jede Menge Luft verpackt worden war.
Grundsätzlich ist mir das egal, aber leider sind die Gießrahmen sehr locker in der ebenfalls viel zu großen Plastiktüte enthalten und bewegen sich daher beim Transport gegen- und durcheinander. Das führt dazu, dass die sehr filigranen Steuerstangen der Querruder und Landeklappen fast sämtlich verbogen waren. Es gab auch hier und da Kratzer auf den Modelloberflächen. Glücklicherweise sind die Klarteile separat verpackt.
Leider war‘s das noch nicht mit Kritik an der mir vorliegenden Edition. Mir wird es ewig ein Rätsel bleiben wie man hundertausende Pfund (oder Euro) in eine Form stecken kann und dann das Produkt beim billigsten Anbieter fertigen lässt... und dass auch noch unter Zeitdruck. Hieraus entstehen zwei weitere Probleme des Bausatzes, die nicht in der Form begründet sind.
Da sind zuerst die Sinkstellen, die sich an vielen unmöglichen Orten befinden. Die Verkleidungen des Fahrwerks haben jeweils gleich 3 pro Teil. Die größere auf der Radverkleidung kann man ja noch in den Griff bekommen, aber bei den beiden an der Verkleidung des Fahrwerksbeins geht auf jeden Fall die erhabene Gravur der Trennung von Vorderteil und hinterer Abdeckung verloren und muss "irgendwie" wieder hergestellt werden. Die Sinkstellen an der Ruderfinne und am Ruder sind ähnlich bescheiden und nur mit großem Aufwand bei der Wiederherstellung verlorener Details zu beheben…
Ein weiteres Problem sind die Auswerfer, welche den fertig abgespritzten Gießrahmen aus der Form drücken. Diese werden erst für den Produktionsprozess eingesetzt und sind daher häufig nicht bei den Testshots zu sehen. Gerade der an sich gut detaillierte Innenraum wird hier durch unzählige Auswerfermarken völlig verhunzt. Das Bild oben sagt hier mehr als viele Worte. Auch wo diese sinnvoll gesetzt sind, kommt es zum Teil zu Problemen. So ist bei meinem Spritzling mit Motorverkleidungen und Kühlern der Druck auf den Auswerfern so stark gewesen, dass diese weiße Belastungsmarken auf der Gegenseite erzeugt haben. Ob diese Seite auch beschädigt ist, wir erst der Lack bzw. Primer zeigen.
Soweit so schlecht. Dem geneigten Leser wird aufgefallen sein, dass die vorgebrachte Kritik sich in keiner Weise auf den Bausatz selbst bezogen hat. Hier hat Airfix nämlich sehr Gutes geleistet. Viele gut ausgeprägte Details, ein offen darstellbarer Motor , die Landeklappen können durch separate Teile abgesenkt dargestellt werden, die Querruder bleiben allerdings neutral. Die Höhenruder sind ebenfalls ausgelenkt darstellbar, allerdings nicht beliebig, denn der Bausatz erlaubt durch Optionsteile drei Positionen: oben - neutral – unter. Die Kanzel liegt optional geöffnet oder geschlossen bei. Bei offener Position muss man etwas mehr Zeit und Anstrengung in die Lackierung der Streben von Innen investieren.
Die Waffenschächte in den Flügeln kann man mit etwas Arbeit ebenfalls offen darstellen. Achtung bei den Fahrwerksbeinen. Hier muss man etwas absägen, wenn das Modell auf dem Fahrwerkstehen dargestellt werden soll. Je nachdem muss auch das Rad mit der abgeflachten Stelle nach außen oder innen montiert werden. Ich konnte hier noch nicht mal alle Optionen aufzählen… Die Bauanleitung ist entsprechend komplex aber auch in schöner Airfixmanier verständlich dargestellt. Die Abbildung des vorangegangenen Arbeitsschrittes in rot mach Vieles verständlicher.
Die Oberflächenqualität der Testshots war zwar deutlich besser als die meines Produktionskits, ist aber noch in Ordnung. Rumpf und Flächen sind glatt und eben, haben aber einige Flussmarken. Wieder ein Problem des nicht perfekt eingestellten Werkzeugs bzw. der Spritzgussmaschine. Die übrigen Teile schwanken zwischen seidenmatt und Orangenhaut. Alles kein Beinbruch, ist mir aber aufgefallen. Die versenkten Gravuren sind ein wenig breiter als von Tamiya oder Eduard aber scharf und tief genug eine Grundierung und Lackierung zu überdauern. Es gibt einige gut nachgeahmte Nieten, aber nicht sehr viele.
Der Bausatz enthält zwei Bemalungsvarianten und entsprechende Decals ohne Leitwerkshoheitszeichen. Einige Wartungshinweise sind auch enthalten. Bei mir sind die Oktandreiecke leicht verdruckt. Matte Decals mag ich persönlich nicht so sehr, aber Airfix hat sich sicher was dabei gedacht.
Fazit: Im Englischen gibt es die schöne Bezeichnung des "curate‘s egg" welche auch prima auf diesen Bausatz passt. Eigentlich ist dieser gut bis sehr gut, aber die Umsetzung ist mangelhaft. Es bleibt zu hoffen, dass für die nächsten Produktionslose etwas mehr Sorgfalt Einzug hält und somit zumindest einige der angesprochenen Probleme beseitigt werden können. Bei den Auswerfern wird sich aber wohl nichts ändern. Allerdings kann man im Cockpit mit einigem Zubehör von diversen Firmen für Abhilfe sorgen.
Steffen Arndt, Barsinghausen (Februar 2017)
Literatur (Auswahl):
Vom Original zum Modell: Junkers Ju 87, Helmut Erfurth, Bernard & Graefe Verlag 1999, ISBN 3-7637-6017-2; | |
STUKA Vol. One – Luftwaffe Colours – Luftwaffe Ju 87 Dive-Bomber Units 1939-1941, Peter C. Smith, Ian Allan Publishing 2006, ISBN 1-903223-64-4. |