Grumman F6F-5 Hellcat

Airfix A19004 Spritzguss - 1/24

Vorbild: Es gab wenige Flugzeugtypen, die am zweiten Weltkrieg teilnahmen, die ein solch einseitiges Abschuss/Verlust Verhältnis aufwiesen, wie die Hellcat. Das Zentrum der "Cat"-Reihe von Grumman bildend, war die Hellcat von Beginn an etwas Besonderes. Ob des Erfolgs des Vorfahren, der Wildcat, welche die Masse des Pazifischen Luftkriegs bis ins Jahr 1942 schulterte, erhielt Grumman von der US Navy freie Hand für die unabhängige Entwicklung eines neuen Jagdflugzeuges. Dieses Flugzeug sollte als Rückversicherung für den Fall eines Misserfolgs der F4U Corsair fungieren. Grummans Designer legten bei der Entwicklung großen Wert auf einfache Herstellung, hohe Leistungen und optimale Eignung für den Trägereinsatz. Am 30.Juni 1941, als die Corsairproduktion startete, unterzeichnete die Navy die Bestellung für zwei Prototypen XF6F-1 ... and a star was born.



Die ursprünglichen Erwartungen bewegten sich im Rahmen einer Weiterentwicklung der Wildcat, was insbesondere die Installation eines stärkeren Triebwerks betraf. Allerdings entwickelte sich hieraus ein völlig neues Flugzeug. Auch die Navy steuerte ihr Wissen in Form von Pilotenerfahrungen und -wünschen bei. Die Hellcat wurde 60% schwerer als die Wildcat, war schwerer bewaffnet und gepanzert, hatte ein leistungsfähigeres Triebwerk, konnte mehr Treibstoff mitführen und war ganz allgemein robuster konstruiert. Der erste Prototyp startete am 26.Juni 1942 zum Erstflug und Ende Januar war bereits die erste Einheit, die VF-9 an Bord der Essex, mit dem Muster ausgerüstet.

Der neue Typ wurde Hellcat genannt, nicht nur den Ort vorschlagend, wohin Ihre Feinde gesandt werden würden, sondern auch ein Wortspiel. Der Ausdruck bezeichnete Kneipenschläger im "Wilden Westen", und genau das war es, was die Navy wollte: einen zähen Kämpfer mit harten Fäusten und Durchhaltevermögen, der auch einiges einstecken konnte. Mit diesen Vorgaben verwundert es nicht, dass die Hellcat nicht zu den elegantesten Jagdflugzeugen seiner Zeit gerechnet wurde. Schließlich war es etwa doppelt so schwer wie sein Hauptgegner, die japanische A6M Zero. Jedoch spielte Eleganz nicht die entscheidende Rolle, wenn es um das Überleben des Piloten ging. Die Hellcat war eben ein Kämpfer in jeder Hinsicht. Die erste Version, die F6F-3, wurde gefolgt von der -5, bei der die Cockpit- und Motorhaben, Bombenhalterungen und Abwurftanks geändert wurden.

Der erste Luftkampf ergab sich am 1.September 1943, als eine "Emily" von den 12,7 mm MG zweier Hellcats in Flammen geschossen wurde. Ihre Überlegenheit über japanische Jäger wurde am 16. Februar 1944 eindrucksvoll demonstriert, als in der Nähe von Truk mehr als 100 japanische Flugzeuge in der Luft und mehr als 150 am Boden, bei einem Verlust von 4 Maschinen, zerstört gemeldet wurden. Nur 5 Tage später wurden 160 weitere Flugzeuge in der Luft und am Boden vernichtet. Die oft einseitigen Kämpfe der "Battle for the Philippine Sea" kulminierten am 19.Juni 1944 im legendären "Marianas Turkey Shot", wo Hellcat Piloten 350 zerstörte Flugzeuge für sich beanspruchten. Eine weitere Truthahnjagd fand zwischen dem 12. und 14. Oktober 1944 über Formosa statt, bei der Hellcat Piloten mehr als 300 feindliche Flugzeuge bei einem Verlust von 27 eigenen zerstörten.

Im Oktober 1944 begannen die Japaner mit nächtlichen Luftangriffen, welche, um ihnen zu begegnen, zu einem Bedarf an Nachtjägern führten. Die P-61 der USAAF waren zu weit entfernt. Deshalb wurde eine mit RADAR ausgestattete Nachtjägervariante der Hellcat (F6F-3N /-5N) eingeführt. Diese neue Variante tauchte erstmals Ende Herbst 1944 während er Intensivierung der Kamikaze-Angriffe auf, die ein Abfangen unorthodoxer Angriffe von Flugzeugen, die einem Kampf auswichen, erforderlich machte. Andere bedeutende Luftkämpfe fanden über den Japanischen Inseln im ersten Halbjahr 1945 statt.

Obwohl die Hellcat nach und nach durch die F4U Corsair ersetzt wurde, diente sie bis zum Ende des Krieges an vorderster Front. Unter der Bezeichnung Hellcat F. Mk.I und Mk.II flogen einige hundert in der Fleet Air Arm, insbesondere bei der Verteidigung der Atlantik Konvois und auch in Fernost. Insgesamt wurden 12275 Hellcats aller Varianten produziert. Bei 270 Totalverlusten beanspruchten ihre Piloten 5156 Luftsiege, was über die Hälfte der Luftsiege von USN und USMC ausmacht. Die Hellcat wurde in weniger als zwei Jahren operativem Einsatz das erfolgreichste trägergestützte Flugzeug im Pazifik.

Klobig, ungelenk wirkend, unelegant, Kneipenschläger - wild, robust, furchtloser Koloss, fähig eine Bar im Nu aufzumischen ... das war die Hellcat am Himmel über dem Pazifik.

Bausatz: Als Airfix im November 2018 auf Telford das Geheimnis um "den" Bausatz des Jahres 2019 lüftete reagierte manch ein Beteiligter etwas verstört, denn bekanntlich ist die Grumman Hellcat kein Flugzeug britischen Ursprungs. Dieser Bausatz im Großmaßstab 1/24 ist recht wegweisend. Hier wurde erstmals eine realistische lebendige Flugzeugoberfläche nachgebildet. In dem attraktiven riesigen Stülpkarton befinden sich gut verpackt acht große Spritzgussrahmen mit 555(!) Teilen, ein klarer Rahmen mit 17 Einzelteilen, ein Decalbogen, die mehrfarbigen Bemalungs- und die Bauanleitung.

Alle Teile sind tadellos abgespritzt. Airfix liefert mehrere mögliche Optionen zur Fertigstellung. Klar sind die Optionen mit dem Fahrwerk üblich aber hier kommen noch die faltbaren Tragflächen hinzu. Der Bau beginnt auch hier mit dem Cockpit. Innerhalb von 40 Bauabschnitten wird gezeigt wie alle Teile zusammengefügt werden. Die Sitzgurte sind natürlich vorhanden und die Kunststoffteile sollen eine Farbgebung mittels Decals erhalten. Das Instrumentenbrett besteht aus Klarsichtmaterial und die einzelnen Geräte werden mittels Decals aufgebracht.

Das die Fahrwerksschächte nur vor Details strotzen, das dürfte hier vorausgesetzt werden. Airfix hat auch hier einen tollen Job gemacht. Da sind Zurüstsätze überflüssig. Auch das Fahrwerk sieht ordentlich aus. Leider müssen die Reifen des Hauptfahrwerks aus zwei Teilen zusammengefügt werden. Das Profil muss sauber ausgerichtet werden. Die Waffenschächte werden mit samt den Holmen versehen. Danach werden die Kaliber .50 Browning eingebaut. Immerhin sind die Mündungen angedeutet. Insgesamt überzeugt mich die Lösung für diesen Maßstab nicht. Läufe aus Metall findet man bei Master. Selbstverständlich sind hier schon fast die vorhandenen Munitionskästen. Zum Glück muss man die Abdeckungen nicht festkleben und dann bleibt die Pracht sichtbar.



Die Ruder und Klappen werden alle einzeln eingeklebt. Bei den kleinen Trimmrudern hat man scharfe Hinterkanten. Der absolute Kracher ist für mich der verkleinerte Sternmotor. Allerdingt muss man die Verkabelung mittels 0,7mm starken Draht selbst herstellen. Die Bauanleitung zeigt anhand unterschiedlicher Farben die Länge der Drähte. 50(!) Bauabschnitte zeigen den Zusammenbau des Motors. Dann folgen noch die Anbauteile und der Halter. Zum Glück muss die Pracht nicht unter den Verkleidungen verschwinden.



Airfix liefert für die "kleine" Hellcat auch 500LB sowie 1000LB Bomben und Raketen mit. Diese wirken recht realistisch. Die Klarsichtteile sind nicht nur realistisch dünn sondern auch sehr durchsichtig.



Der große Decalbogen ist tadellos im Register gedruckt. Die gewählten Farben überzeugen mich und die Wartungshinweise sind lesbar. Bei den Farbhinweisen bezieht man sich auf Humbrol.



Bemalungsvarianten:

Fazit: Der Airfix-Bausatz der Grumman Hellcat im Großmaßstab 1/24 ist für mich sehr gelungen. Es gibt kaum etwas zu meckern. Sicherlich kann man mit Fotoätz-, Dreh- oder Resinteilen einige Sachen besser machen. Deren Einsatz muss jeder für sich selbst entscheiden. Eine wichtige Rolle spielt dabei das vorhandene Budget!

Erhältlich sind die Bausätze im gut sortierten Fachhandel oder für Händler bei Glow2b.

Vorbildteil: Steffen Arndt, Barsinghausen

Volker Helms, Godern (November 2019)