Vorbild: Die deutsche Wehrmacht verfügte im zweiten Weltkrieg über eine Reihe von speziellen Fahrzeugen. Welche als Zugwagen oder Schlepper klassifiziert wurden und allesamt als Halbkettenfahrzeug konzipiert worden waren. Die Palette reichte hierbei, je nach Verwendungszweck, von leicht bis schwer. All diese Vehikel waren sehr ähnlich gestaltet und vom Aufbau mehr oder minder gleich. Somit glich dann auch das Sonderkraftfahrzeug 7, welches zu den mittleren Zugwagen zählte, seinen leichteren und schwereren Gegenstücken. Vorne befand sich wie bei einem klassischen LKW die Motorhaube mit der Vorderachse. Daran schloss sich der typische Aufbau mit dem darunterliegenden Raupenantrieb mit seinem Kettenlaufwerk an. Die Karosserie war recht interessant gestaltet, ähnelte sie doch in gewisser Weise einer Kutsche. Was insbesondere an dem hinten nach oben geschwungenem Heck gewahr wurde. Wohingegen die vielen Ausstiegsöffnungen an den Seiten an ältere Abteilwagen-Waggons erinnerten. Die Hauptaufgabe der allesamt mit einem Verdeck d.h. Faltdach bedeckten Fahrzeuge bestand darin als Zugmaschine von Anhänge-Geschützen eingesetzt zu werden. Allerdings entstanden mit der Zeit die mannigfaltigsten Sonder-Aufbauten, welche den Verwendungszweck enorm erweiterten. So sind auf viele Schlepper zunehmend Artilleriewaffen montiert worden, was sie zu veritablen Kampffahrzeugen machte.
Die Acht-Acht-Flak war eines von Deutschlands berühmtesten Geschützen, da sie sich abgesehen von ihrer ursprünglichen Aufgabe auch äußerst gut im Erdeinsatz bewährte. Um sie mobil zu machen wurde ein Sonderanhänger entwickelt welcher dann meist von einem Sd. Kfz 7 gezogen wurde. Worin die Bedienmannschaft nebst Ausrüstung ihren Platz fand.
Bausatz: Dieses von Airfix bereits 1967 herausgebrachte Set war sicherlich so etwas wie ein Trendsetter. Während Fujimi die Flak ebenfalls in 1/76 herausbrachte. Setzte Hasegwa neben seiner eigenen Acht-Acht. Schon bald danach, beinahe baugleich mit Airfix, auch noch das Sd. Kfz. 7, im 72er Standardmaßstab um. Vor einiger Zeit erschien dann ein hier bereits von Jan vorgestelltes, mehr oder weniger, ultimatives, Gespann auch aus Bünde.
Selbst heute braucht sich der Airfix-Kit angesichts solch Konkurrenz nicht zu verstecken. Für die in England nicht unübliche (1 Fuß ? 4mm Relation, die ja dem 1/76er Maßstab zugrunde liegt). Ist nämlich alles hervorragend detailliert ausgestaltet worden, finde ich. Der Aufbau des Zugwagens ähnelt sogar etwas dem des Originals. An einen Längsträger welcher hier als eine Art Chassis fungiert. An dem sich neben der ausgebildeten Motorwanne auch noch die Kardanwelle und Winde befindet. Werden nämlich zwei Seitenteile mit reliefartigen Blattfeder-Nachbildungen angeklebt, aus welchen die Achsen für die vielen Räder des Kettenlaufwerks ragen (die hier, im Gegensatz zu Revell sogar komplett als Einzelteile vorliegen). Sind diese montiert kommt es, ganz wie beim Original, zur "Hochzeit" zwischen Fahrgestell und Karosserie. Die Aufbauten entstehen dann ebenfalls recht vorbildgerecht aus Seitenteilen für den "Fahrgastraum" als auch für die Motorhaube. Welche dann mit Deckel und Kühler komplettiert wird. Ferner gibt es auch eine Trennwand zum Motorraum mit der mehrfach gerahmten Windschutzscheibe. Den hinteren Abschluss bildet dann die leicht geschwungene an den "Kofferraum" angrenzende Rückwand mit oberem Schutzgitter.
Ist das Fahrzeug fertig montiert auch nicht viel größer als ein Matchboxauto müssen doch, mit dem Anhänger und der Flak, nicht weniger als 114 Teile zusammengebaut werden! Das dürfte für den Beginner womöglich gerade so die Obergrenze darstellen, denke ich. In diesem Zusammenhang, sollte auch die aktuelle, im Vergleich zu früher, erweiterte BA genauestens befolgt werden. Zumindest wurden die insgesamt 11 Bauschritte einigermaßen verständlich und ausreichend groß skizziert.
Der fortgeschrittene Modeller wird sich bestimmt längere Zeit für den Zusammenbau nehmen werden. Denn die Form hat natürlich durch die Jahre bereits einiges an Gussgrat angesetzt. Das schwerwiegendste Übel an diesem Bausatz sind jedoch eindeutig die Auswerfermarken! Diese zum überwiegenden Tei , einigen zehntel Millimeter dick ausgeformten, erhabenen Scheiben. Machen dem Experten hier das Leben schwer da sie meist an sichtbaren Stellen und auch noch paarweise anzutreffen sind. Sie behindern zudem einigemale sogar die optimale Passung, da bestimmte Bauteile dadurch nicht genau plan anliegen können.
Ganz schlimm sind sie beispielsweise am Kanonenrohr der Flak. Da es sich dort hingegen konkret um Mulden handelt, die ja verspachtelt werden müssen. Dennoch ist die Gussqualität aber noch als erstaunlich gut zu bezeichnen. Da die Lochscheibenräder oder auch das Lenkrad meist noch vollkommen durchbrochene Öffnungen aufweisen. Auch hält sich der Formenversatz sehr in Grenzen da Rundstäbe wie Achsen und eben das Geschützrohr in Punkto Umriss noch weitestgehend rund ausgefallen sind! Somit geht die aktuelle Fertigung in Indien, meiner Meinung nach, vollkommen in Ordnung. Diese Tatsache führte hier allerdings zu einem weiteren Problem. Da aus der Form innerhalb des Schriftzugs "made in…" das Wort England herausgeschliffen werden musste. Um der gesetzlich vorgeschriebenen Firmen-Wahrheit/Klarheit Genüge zu tun. Womit dann aber an der Unterseite der Karosserie. Nunmehr ein hässlicher, erhabener, Belag entstand, den es ebenfalls zu entfernen gilt, da man ihn ja sonst partiell sehen könnte.
Als Sonder-Anhänger hätte bei der konkret gewählten Flak-Variante wahrscheinlich der Typ 201 gereicht, der vorne nur Einzelbereifung aufwies. Bei Airfix ist es aber das Baumuster 202 mit jeweils Zwillingsrädern vorne und hinten, was wohl nicht groß stören sollte. Die Kabeltrommeln an den Kotflügeln fehlen hier zwar. Doch waren die daran aufgewickelten Leitungen ja nur zum Datenaustausch für die Koordination. Zwischen mehreren Geschützen innerhalb einer Flakbatterie gedacht. Wohingegen man in England wohl eher an den Einsatz als PAK dachte. Leider verursachen die nichtsdestotrotz dafür mit abgespritzten Halterungen, an den Schutzblechen darunter Hohlräume. Die es dann mühsam zu verblenden gelte. Die Flak an sich ist genau wie der Anhänger ebenfalls recht filigran ausgebildet worden, was insbesondere an dem halbkreisförmigen Teil mit dem ganz feinem Zahnradbesatz deutlich wird.
Bemalung: Leider gibt es aktuell nur eine Bemalungsvariante für Nordafrika, wobei das Plastikmaterial hierfür dann zumindest schon den richtigen Farbton aufweist. Früher wies die BA noch daraufhin hin, dass man ruhig auch noch eine mit zusätzlichem Weiß versehene Camo für die Ostfront wählen könnte. Die Decals (von Cartograph) sind vollkommen sauber im Register jedoch klarerweise political correct. Die Abweichung ist mit bloßem Auge freilich fast nicht erkennbar. Die Truppenkennzeichen der 21. Panzer Division, hingegen, hätten eigentlich gelb sein sollen. Vier ordentlich detaillierte Figuren runden den Bausatzinhalt ab. Während die Antriebsketten wie seinerzeit üblich aus einem gummiartigen Kunststoffband bestehen. Eine Verglasung der Frontscheibe müsste jedoch in Eigeninitiative erfolgen.
Fazit: Hinsichtlich des abschließenden Fazits bekommt man hier einen durchaus günstigen, soliden, Basisbausatz, eines interessanten Vorbilds. Sitzt ein Erwachsener begleitend an der Seite sollten hier bestimmt auch jugendliche "Wargamer" zu einem schönen Resultat gelangen. Obgleich hier allerdings jedoch schon die Grenzlinie zum anspruchsvollen Modellbau verläuft. Zumal es ja beispielsweise von Zvezda auch schon viel einfacher zu bauende Nachbildungen der 8,8cm Flak gäbe. Auch hatte die Firma Lesney einst ein ähnliches Set im Angebot. Das man heute von Revell bekommt und das weniger Teilen aufweist. Wer sich jedoch nicht abschrecken lässt und alle Teile sauber entgratet usw., wird von einem durchaus sehenswerten Resultat entlohnt. Welches sich ja dann natürlich auch noch nach Belieben problemlos supern ließ.
Literatur: Waffen-Arsenal Nummer 101 und 134
N. (Juni 2020)