Vorbild: Die de Havilland D.H.110 Sea Vixen war ein zweistrahliges Kampfflugzeug, welches ausschließlich bei der britischen Marineluftwaffe Fleet Air Arm eingesetzt wurde. Sie war das erste Pfeilflügelflugzeug, dessen Flügel für die Stationierung auf Flugzeugträgern einklappbar waren. Als DeHavilland in Hawker Siddley aufging wurde das Flugzeug zur Hawker Siddeley Sea Vixen.
Die britische Admiralität wünschte einen bei allen Wetterlagen einsetzbaren Ersatz für die veralteten D.H.112 "Sea Venom". Der Prototyp von DeHavilland hatte am 26. September 1951 seinen Erstflug. Am 6. September 1952 kam es zu einem schweren Flugunglück bei der Farnborough International Airshow. Eine Sea Vixen stürzte in die Zuschauermenge, 31 Menschen starben, darunter beide Besatzungsmitglieder. Ein weiterer Prototyp wurde daraufhin technisch überarbeitet. Zusätzlich gab es 1955 eine Version, deren Tragflächen nicht einklappbar waren. 1956 landete die erste Sea Vixen auf dem Flugzeugträger HMS Ark Royal. 1957 flog dann der erste Allwetterjäger die Sea Vixen FAW.20. Ab 1958 begann die Produktion von über hundert Flugzeugen des Typs FAW.1 für die Marineluftstreitkräfte. Dagegen entschied sich die Royal Air Force für die billigere Gloster Javelin.
Die FAW.2 war der Nachfolger der FAW.1 mit vielen Verbesserungen, wie Hawker Siddeley Red Top Luft-Luft-Flugkörpern, Zusatztanks, besseren Notausstiegssystemen und Elektronik. Die erste FAW.2 flog 1962. Ab 1964 wurden 29 Maschinen in Dienst gestellt, dazu noch 16 alte FAW.1 auf die FAW.2-Variante umgebaut. 1966 erfolgte die Außerdienststellung der FAW.1. 1972 sollte auch die Dienstzeit der FAW.2 enden. Als Ersatz stand die McDonnell Douglas Phantom bereit, aber nur die HMS Ark Royal wurde auf den neuen Flugzeugtyp umgerüstet und die Eagle außer Dienst gestellt.
Die Sea Vixen nahm nie direkt an Kriegshandlungen teil, allerdings unterstützte sie indirekt britische Verbände in einigen Krisengebieten. 1961 bedrohte der Irak das Emirat Kuwait, dabei flogen Sea Vixen auf Wunsch des Emirats Patrouillen in der Region. 1964 kam es zu einer Revolte in Tanganjika, dem späteren Tansania in Ostafrika. Sea Vixen unterstützten britische Eingreiftruppen vom Flugzeugträger HMS Centaur aus. Hauptsächliche Einsätze in den 60ern waren die Überwachung der Ölrouten im persischen Golf sowie der Schutz britischer Interessen im Commonwealth-Bereich (siehe englisches Wiki).
Der Vorbildbereich stammt wie so oft von Wikipedia DH 110 Sea_Vixen. Ziel ist ja auch nur ein kleiner Überblick über das Vorbild. Weitere Informationen gibt es z.B. bei http://www.seavixen.org/ oder http://www.thunder-and-lightnings.co.uk/ . Aber im weltweiten Netz finden sich noch weitere interessante Seiten, z.B. http://www.mark.woolley.btinternet.co.uk/FAA.htm unter "Colour photos - HMS Victorious" einige zeitgenössische Farbaufnahmen der Sea Vixen. Für Detailfotos zum Bau des Modells ist sicher das Heft von Roy Sutherland sehr hilfreich: Flightline Series 1: de Havilland Sea Vixen FAW1 and 2.
Bausatz: Airfix hatte die Sea Vixen bereits längere Zeit angekündigt, ständig wechselten Informationen zur Erscheinungsform (limitiert oder nicht) und natürlich verschob sich der Termin auch immer weiter nach hinten. Gleich vorweg: das Warten hat sich gelohnt.
Im großen Stülpkarton im neuen auffälligen Airfix Design befinden sich 3 graue und ein klarer Spritzling. Wie von Airfix (bzw. chinesischen Firmen) gewohnt sind die Rahmen recht kräftig ausgefallen, aber das wird sicher nur sehr wenige Modellbauer stören. Die Oberflächengüte ist in Ordnung, aber man hat auch schon besseres gesehen. Erhebungen oder Gravuren auf der Innenseite zeichnen sich deutlich auf der Außenseite ab. Ob dies nur Unterschiede im Glanzgrad oder wirklich Sinkstellen sind, wird sich zeigen. Das angebaute Modell von Andreas Beck sah in dieser Hinsicht ganz ordentlich aus. Auf jeden Fall schadet ein leichtes Überschleifen der Oberfläche nicht.
Die Gravuren sind sauber, scharfkantig und mittel fein ausgeführt. Mir gefallen sie in dieser Art besser, da ich recht viele und dicke Farbschichten sprühe. Nietenreihen gibt es nicht. Insgesamt macht die äußere Ausführung einen sehr guten Eindruck und verspricht Freude beim Basteln. Andreas' Erfahrungen waren auch sehr erfreulich, was die Passgenauigkeit anbelangt.
Die Detaillierung des Cockpits ist nicht schlecht, lässt aber viel Raum für Eigeninitiative und Zubehörmarkt. Andererseits ist der Arbeitsplatz der Crew schwarz und man sieht hinterher nicht mehr viel davon. Zumindest die Sitze können aber einige Verbesserungen vertragen. Negativ fiel die zweiteilige Schiebehaube des Piloten auf. Hier muss ein Klarteil auf einen dünnen Scheibenrahmen geklebt werden und ein Desaster ist bereits vorprogrammiert.
Die 20-seitige Bauanleitung führt in 84 Schritten zum Modell. Sie wirkt auf den ersten Blick ausreichend übersichtlich und klar. Auch die verschiedenen Optionen sind gut erklärt und die Bemerkungen zum Bau auch in deutsch enthalten. Schön ist auch die Angabe genauer Gradeinstellungen von Klappen oder z.B. dem Fanghaken. Ein vorheriges Studium der Bauanleitung und Kennzeichnung der gewünschten Optionen ist anzuraten. Die Anbringung des Flügels bei nicht geklappten Flügelenden wirkt stabil. Im anderen Fall wird erst der Bau zeigen, ob dies ausreicht. Auch für die Farbgebung sollte man sich Gedanken machen wann was wie montiert bzw. lackiert wird. Das Modell ist beachtlich groß!
An Farben gibt’s nicht viele Optionen: Extra Dark Sea Gray über weiß. Airfix legt 4 Markierungsvarianten bei. Allein für die Wartungshinweis sind 3 Seiten der Bauanleitung reserviert. Die Varianten sind auf einem farbig bedruckten A3 Blatt beigelegt. Die Abziehbilder sind auf einem großen hellblauen Bogen von Cartograf perfekt gedruckt. Leider wurden sie mit einem Mattlack versehen.
Fazit: Airfix ist hier ein sehr gutes Modell gelungen und das trotz Formenbau in China, wo zuweilen ja seltsame Dinge herauskommen (nicht nur bei Airfix). Freunde der Fleet Air Arm werden mit Sicherheit nicht um diesen Bausatz herumkommen. Aber auch andere Modellbauer könnten gefallen an diesem Modell finden: die Form ist interessant und das ganze Projekt hat einen mittleren Umfang – ist also weder zu klein noch zu groß. Wer es weniger kriegerisch mag, kann immer noch die "Red Bull" Maschine bauen...
Steffen Arndt, Ettlingen (Januar 2011)