Vorbild: Der Universal Carrier, welcher aufgrund seiner regulären Bewaffnung mit dem einzelnen Bren-MG oftmals auch als "Bren Carrier" bezeichnet wurde, war ein vielseitiges kleines Kettenfahrzeug, der für mancherlei Verwendung geeignet war. Als leicht bewaffnete Tankette war er jedoch nicht vorgesehen, zumal der Kampfwert weit hinter einem herkömmlichen Panzerfahrzeug rangieren würde. Daher wurde er vielmehr als Zugmaschine von leichten PAK-Geschützen, als Mannschaftstransporter oder ähnliches eingesetzt. Außerdem eignet er sich als Träger von diversen Sonderwaffen bzw. Spezialaufbauten. Er war bei mehreren Alliierten weit verbreitet und verblieb auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg im Einsatz. Selbst die neugegründete Bundeswehr nutzte ihn in der Anfangszeit.
Die "Sechspfünder" stellte eine äußerst gelungene britische Panzerabwehrkanone mit einem Kaliber von 57 mm dar, die anschließend auch noch in den USA produziert wurde. Sie bildete zudem die Hauptbewaffnung von mehreren britischen Panzerfahrzeugen.
Bausatz: Der Bren Gun Carrier-Bausatz, den es schon seit 1964 gibt, ist wohl einer der bekanntesten aus Airfix H0/00-Serie. Zudem war er lange Zeit auch der einzige Kit des bekanntesten WK II-Carriers im kleinerem Maßstab, was ihn schon durchaus zu einem Klassiker werden ließ. Da er weiterhin von dem englischen Traditionshersteller angeboten wird, findet er aufgrund des moderaten Preises selbst heute noch seine Käufer, zumal der Grad der Detaillierung, wie ich finde, für diesen Verkleinerungsfaktor noch in Ordnung geht.
Airfix konzipierte auch hier alle Bestandteile sehr effizient, um deren Anzahl recht überschaubar halten zu können. So bilden dann die - auch vom deutschen "Maultier"-LKW bekannten - charakteristischen Kettenlaufwerke jeweils nur ein einzelnes Bauteil. Der Zusammenbau sollte nicht allzu schwer sein, weshalb die Bauanleitung mit nur sieben Bauphasen auskommt. Die größte Schwierigkeit hierbei ist sicher die richtige Montage der Kettenlaufwerke. Man muss nämlich darauf achten, sie vorbildgemäß in Fahrrichtung anzuordnen. Korrekt müssen sie anders herum, d. h. entgegengesetzt zur Skizze der Bauanleitung, angeklebt werden! Auch eine weitere Vereinfachung gestaltet sich etwas problematisch: Die Kontur der hier einteilig ausgelegten Vorderfront-Panzerplatte passt evtl. nicht ganz fugenfrei in die dafür vorgesehene Aussparung des Chassis. Davon abgesehen sollten die Teile in jedem Fall zunächst entgratet und anschließend die zahlreichen Auswerfermarken versäubert werden.
Der Innenraum ist etwas zu leer geraten, da hätte ruhig noch einiges an Ausrüstung mitgeliefert werden können. Gemäß dem Motto "Alles kann nichts muss!" hat man freie Hand, selbst für Abhilfe zu sorgen. Die zwei mitgelieferten Kanoniere posieren etwas steif und sind auch merklich zu groß geraten, wohingegen Fahrer und Kommandant glücklicherweise wieder maßstäblich übereinstimmen.
Das Geschütz erscheint, zumindest auf den ersten Blick, noch etwas simpler nachgebildet zu sein. Auch dort stören einige Auswerfer-Mulden sowie Sinkstellen, etwa am Rohr. Glücklicherweise bleibt das Rohr vom Querschnitt noch einigermaßen rund, nachdem man dessen beide axial-verlaufende Gussgrate entfernt hat. Der Frontpanzer wartet zwar mit einigen filigranen Oberflächendetails auf, doch auch da stören die beiden als Vertiefungen ausgebildeten Auswerfermarken gehörig. Den Oberflächen sieht man das Alter der Gussformen in Form der "Verunreinigungen" an. Die Sinkstellen können zur Not auch als Beschussschäden dargestellt werden. Der größte Fauxpas ist aber zweifelsfrei seine geradlinig verlaufende obere Kante. Deren dort fehlende Wellen hätten während der Produktion wohl den Entnahmevorgang aus der Form unnötig erschwert. Wahrscheinlich deshalb hat man sie vorbildwidrig etwas unterhalb als Relief abgebildet. Somit sollte man hier besser zu einer mit einer Fräse bestückten Minibohrmaschine bzw. der Rundfeile greifen. Aber auch alle anderen Teile gilt es ordentlich zu bearbeiten, d. h. zunächst einmal mehr gründlich zu entgraten. Außerdem muss an der Lafette noch ein Passstift vom Durchmesser etwas verjüngt werden, um in sein vorgesehenes Loch zu passen. Die beiden Räder des Fahrgestells weisen an den Felgen dieses Mal sogar Radbolzen auf und die Abdeck-Kappe an der Nabe war hier tatsächlich so groß! Jedoch können solch kleine Pluspunkte den Gesamteindruck dieses Bausatzes freilich nur schwer aufwerten.
Auch die wenigen Markierungen des kleinen Abziehbilderbogens sind eindeutig verbesserungswürdig. Das größte Problem liegt hier an der Vorbildauswahl. Tarnung und Einheit passen zwar sehr gut zum Einsatzraum, doch warum musste man bei Airfix ausgerechnet ein Fahrzeug mit dem historisch doch etwas problematischen Individualnamen "Hindustan" auswählen?! Zeitgeschichtlich sicher nicht unauthentisch, aber aufgrund der großen Anzahl weiterer eingesetzter Fahrzeuge bestimmt nicht zwingend notwendig. Überhaupt wäre es nach so vielen Jahren, meines Erachtens, sowieso höchste Zeit für eine neue Decaloption, die dann politisch korrekter wäre, oder?
Fazit: Die Gesamtbewertung fällt trotz einiger der meist dem Entstehungsalter geschuldeten Unzulänglichkeiten positiv aus. Preis und Ausstattung (mitgelieferte Figuren) sind nicht unattraktiv, den Nostalgie-Faktor noch gar nicht mitgerechnet! Für die jüngeren Bastler dieses kleinen soliden Easy-Kits ist trotzdem die Mithilfe eines Älteren anzuraten, ansonsten sind in diesem Marktsegment die Wargame-Produkte von z. B. Zvezda empfehlenswerter, da sie kindgerechter und sogar (insbesondere die Figuren) besser detailliert sind.
Zdenek (März 2021)