Vorbild: Die Boulton Paul Defiant war ein zweisitziges Jagdflugzeug der Royal Air Force, das ab 1937 von Boulton Paul Aircraft Ltd gebaut wurde und in Frankreich und über England zum Einsatz kam. Die Defiant galt bereits zur Zeit ihrer Indienststellung im Jahr 1939 als veraltet. Im Vergleich zu ihren Konkurrenten, der Supermarine Spitfire und Hawker Hurricane, mangelte es ihr an Wendigkeit. Zudem besaß sie keine Frontalbewaffnung, sondern einen manuell betriebenen Turm mit vier Maschinengewehren, der hinter der Pilotenkanzel angebracht war und nach hinten und seitlich feuern konnte. Feindliche Maschinen sollten im Parallelflug mit den seitlich gerichteten Waffen bekämpft werden.
Zu Beginn ihrer Indienststellung erzielte sie dennoch zeitweise einige Erfolge, als die Luftwaffenpiloten sie mit der Hawker Hurricane verwechselten und dann während des Angriffs überrascht feststellen mussten, dass diese Maschine nach hinten feuerte. So sollen Defiants bei der Evakuierung von Dünkirchen 65 deutsche Flugzeuge abgeschossen haben. Allerdings dauerte es nur kurze Zeit, bis sich die Piloten der Luftwaffe darauf einstellten und die britischen Flieger frontal angriffen. Daher beschloss die RAF im August 1940, die Defiant nicht mehr für Tageinsätze einzusetzen. Die Idee, den Waffenturm zu entfernen und in Flugrichtung feuernde Waffen einzubauen, wurde nicht weiter verfolgt, da es der RAF zu jener Zeit an genügend ausgebildeten Piloten mangelte, nicht aber an Flugzeugen.
Als Nachtjäger konnten mit der Defiant noch einige Erfolge erzielt werden. Während der Bombardierung Londons 1940/41 war sie der Nachtjägertyp mit den höchsten Abschusszahlen.
Ab 1942 wurde die Defiant nicht mehr in Kampfeinsätzen geflogen, sondern nur noch zum Training sowie zur See- und Luftrettung genutzt. Bis zu diesem Zeitpunkt waren 1.064 Maschinen dieses Typs gebaut worden. Der Defiant haftet bis heute der Ruf an, ein schlechtes Flugzeug gewesen zu sein. Die Piloten äußerten sich aber mehrheitlich positiv über ihr unkompliziertes Flugverhalten. Die größte Schwäche der Defiant war jedoch ihr Pflichtenheft, das für diese Maschine eine Einsatzrolle vorsah, die nicht mehr den Gegebenheiten der Luftkampfführung entsprach.
Quelle: Wiki: Boulton Paul Defiant
Bausatz: Airfix setzt die Reihe bedeutender einheimischer –sprich britischer – Flugzeuge im Maßstab 1/48 auch in diesem Jahr fort. Das erste der drei angekündigten Muster ist die Boulton Paul Defiant. Trotz der eher unspektakulären Leistungsparameter des Vorbilds ist diese eine willkommene Neuheit, denn bisher gab es als Spritzguss nur den etwas kruden ersten Bausatz von Classic Airframes aus den 1990ern sowie einen zweiten aus besseren Formen Anfang der 2000er von der gleichen Firma, wiederum jedoch "Short Run". Keiner dieser Bausätze liegt mir zum Vergleich vor.
Der britische Hersteller bleibt seiner Linie treu, eher einfach gestaltete Bausätze herauszubringen. Hier gibt es keine feinen Nietenreihen und auch die Gravuren fallen etwas deutlicher aus als bei manch anderem Wettbewerber. Wir haben es hier jedoch nicht mit einem schlechten Bausatz zu tun. Im Gegenteil bemüht sich Airfix dem Modellbauer eine brauchbare Grundlage für den Bau des Modells zu liefern, mit dem auch weniger geübte Modellbauer zurecht kommen.
Die Bausatzoberfläche ist wie von Airfix gewohnt eher einfach gehalten. Die Gravuren sind scharf und tief, jedoch nicht sehr filigran. Einige erhabene Details gibt es im Motorbereich. Brett Green schrieb bei Hyperscale, dass die neuen Bausätze von Airfix unter einer Schicht Farbe immer besser aussähen… und damit hat er Recht. Der Bausatz schwankt ansonsten zwischen guten Details beispielsweise im Cockpit und etwas grobschlächtiger Ausführung z.B. der Fahrwerksklappen, die einen guten Millimeter stark sind (ich werde meine etwas herunterschleifen). Mein Bausatz zeigt darüberhinaus starke Flussmarken im Rumpf. Diese kann man sogar mit dem Finger erfühlen. Die Bereiche sind aber mit einer Feile und etwas Schleifpapier schnell geglättet. Hier und da sind natürlich auch ein paar Auswerfermarken vorhanden, aber die meisten sind später nicht mehr zu sehen.
Sehr gut gefällt mir der fünfteilige Aufbau der Flügel mit einem durchgehenden unteren Mittelstück, kompletten oberen Flächen je Seite und untere Endstücken. Ein Kasten verbindet diese Teile und sorgt zusammen mit dieser Aufteilung für eine korrekte Flügelform. Die Fahrwerkschächte sind ebenfalls recht ansprechend gestaltet und werden in den unteren Flügel eingeklebt. Für die geschlossene Darstellung liegen separate vollständige Klappen bei, die Abstandshalter angegossen haben, so dass sie nicht in den Schacht einsinken können.
Die Bauanleitung ist wieder sehr schön gestaltet und zeigt im Folgeschritt die gerade eingebauten Teile in rot. Dies erleichtert das Verständnis und hilft Fehler vermeiden. Etwas umständlich finde ich den Einbau des hinteren "Oberdecks" dieses Teil wird eingeklebt und muss dann von zwei Stegen befreit werden, damit der Turm eingebaut werden kann. In diesem Bereich gibt es auch die meisten Bauoptionen für verschiedene Turmpositionen und abklappbare Bereiche des Rumpfes. Persönlich würde ich auf jeden Fall die Turm-MG-Rohre durch Drehteile ersetzen. Der Turm ist der Blickpunkt dieses Modells und auch wenn die Bausatzteile nicht unbenutzbar sind, verbessern Zubehörteile den Eindruck sehr.
Alle Steuerflächen sind separat beigelegt und die maximale Auslenkung ist in der Bauanleitung angegeben. Das Fahrwerk kann - wie schon erwähnt - geschlossen dargestellt werden. Für die ausgefahrene Position liegen abgeplattete Räder bei, die aber nicht besonders gut profiliert sind.
Wie bei Airfix üblich liegen dem Bausatz zwei Bemalungsvarianten bei:
Beides sind Tagjäger in grün und braun. Die im Bausatz bereits enthaltenen Teile für Nachtjäger werden nicht verwandt. Man kann also mit einer weiteren Edition des Bausatzes rechnen. Die Decals sind ordentlich gedruckt aber matt. Für die Anbringung der Abziehbilder sind 3 Seiten der Bauanleitung vorgesehen: zwei für die jeweilige Bemalungsvariante und eine für die Wartungshinweise, die trotz des kleinen Decalbogens reichlich sind.
Fazit: Wieder mal ein typischer Airfix Bausatz: solide ohne viel drumherum, vorbildgetreu und einfach zu bauen (jedenfalls ist dies die Erfahrung der letzten Bausätze).
Steffen Arndt, Barsinghausen (März 2016)