Vorbild: PZL M-28 ist eine Ableitung der früher in Polen gebauten An-28. Die originale Antonow An-28 ist wiederum eine vergrößerte Neukonstruktion des An-14-Konzeptes mit Turbinentriebwerken. Nach einigen Schwierigkeiten mit letzteren, wurde schließlich die gesamte Serienproduktion der Maschine 1978 zu PZL nach Mielec in Polen verlegt. 1984 startete zum ersten mal eine Maschine aus PZL-Produktion und die Zertifizierung des Typs erfolgte 1986 in der UdSSR. Unter polnischer Ägide wurde dann auch die 716 kW leistenden Turbinen Gluschenko TWD-10 als PZL-10S in Lizenz gefertigt. Diese "originalen" An-28-Maschinen sind leicht am anderen Treibwerk und ihrer Dreiblattluftschraube zu erkennen. Mindestens 120 wurden davon hergestellt und befinden sich noch heute im zivilen oder militärischen Einsatz. Sogar in Deutschland gibt es die An-28 bei Fallschirmsportklubs, wie z.B. in Magdeburg. Allerdings hat die AEROFLOT inzwischen die meisten An-28 außer Dienst gestellt, bzw. an nunmehr private regionale Airlines in der früheren UdSSR übergeben. Polens Marine und Luftwaffe hat dagegen noch diverse An-28 im Bestand.
Hinzu kommt die auf westlichen Standard gebrachte eigenständige - neue - polnische Version mit P&W-PT6A-65B (je 820 kW), Fünfblatt-Propeller und westlicher Avionik als PZL M-28. Ein US-FAR-Part 23 Zertifikat gibt es für den Typ seit März 2004. Die STOL-Eigenschaften (Startstrecke rund 325 m!) der M-28 und die zur Verfügung stehende Triebwerksleistung - insbesondere in Höhenlagen - sind bei den Militärs sehr geschätzt. PZL-Mielec ist inzwischen ein Unternehmen von Sikorsky - sicherlich einer der Gründe des Verkaufserfolgs in den USA. Die Spezialeinsätzkräfte der US-amerikanischen Luftwaffe (AFSOC) erhielten seit 2009 mehr als zehn Maschinen. Die dort als C-145A bezeichneten Flugzeuge gehörten zunächst zur 318th Special Operations Sqn des 27th Special Operations Wing auf der Cannon Air Force Base in New Mexico. Seit 2013 gehören sie u.A. zur 6th Special Operations Squadron in Duke Field, Florida. Die teils scharfen Einsätze erfolgten dabei in quasi zivilem Outfit und normaler "November" (N)-Kennung u.a. in Afghanistan und Afrika.
Das Flugzeug kann von behelfsmäßigen Flugfeldern aus operieren und ist erhältlich als Passagierversion mit 19 Sitzplätzen, als Frachtversion für rund drei Tonnen Nutzlast, als Sanitätsflugzeug oder Militärtransporter, sowie als Seeüberwachungsflugzeug. Die Marineversionen tragen dabei den Beinamen Bryza, während die anderen Versionen als Skytruck geführt werden. Mehr als 70 M-18 sind inzwischen gefertigt worden, darunter 45 Skytruck und 26 Bryza. Interessant ist der optional erhältliche "Dackelbauch" - ein Unterrumpf-Cargo-Behälter, der vor allem an den amerikanischen C-145A auffällt.
Bausatz: Die hier vorgestellten Kits stammen aus neuen Formen der polnischen Firma AERO-Plast. Diese Firma machte erst kürzlich mit ihren 48er Mi-2-Kits Furore. Eine An-28/M-28 gab es bisher in 1:72 nur als Vacu von der Firma Broplan. 70 % aller rund 160 Teile - genauer - zwei Spritzrahmen sind baugleich in allen bisherigen Kits. Hier sind dann auch schon eine Reihe von speziellen Versionsbauteilen mit drauf - z.B. unterschiedliche Fensteröffnungen und Frachttore, sowie viele Kleinteile, die z.B. nur für die Überwachungsversion gebraucht werden. Der dritte Spritzrahmen wird je nach Kit-Ausführung nur geteilt geliefert. So bekommt man eine "ursprüngliche" An-28 mit russischen Triebwerken und Dreiblattpropellern derzeit nur im Kit No. 90040. (Anmerkung: A-model hat gerade eine eigene An-28 in 1:72 heraus gebracht.)
Die anderen Bausätze enthalten alle den Teil mit PT-6A-Turbinen und Fünfblattpropellern. Kit 90041 und 90043 haben zusätzlich noch den "Dackelbauch" für den Cargo Pod - obwohl letzterer genaugenommen nur für die US-C-145 gebraucht wird. Auf dem beschrieben dritten Spritzling ist noch ein Satz Zusatzbehälter, der aber für all der hier genannten Bemalungen in den Kits (meist drei verschiedene) nicht benötigt wird. Die Militärausführungen von Vietnam und Nepal sowie der indonesischen Polizei sind z.B. mit den Decals in Kit No. 90040 realisierbar.
Bemalung: Wirklich nett ist auch die Traditionsbemalung im Kit No. 90040 aus Anlass der Schlacht im Atlantik vor 60 Jahren im Stil einer Wellington der 304. (polnischen) RAF-Sqn. Venezuela betreibt die M-28 übrigens ebenfalls - derzeit sind in den Kits dafür allerdings keine Decals vorhanden, genau, wie es eine generelle Fehlanzeige hierzu in Sachen zivile An-28 oder Aeroflot gibt. Wohl ein Fall für die Zubehörindustrie.
Fazit: Insgesamt eine nette Modellreihe, deren Machart der Teile an die neueren, etwas gröberen Airfixmodelle aus Indien erinnert. Es gibt viele schöne Details, wie z.B. ein komplettes Cockpit mit zwei verschiedenen Instrumentenbrettern und eine erstklassige 12-seitige Bauanleitung - in der allerdings kein Wort über die jeweiligen Originale verloren wird. Was es leider nicht gibt: irgendwelche Einbauten im Frachtraum. Eigentlich sehr schade.
Detlef Billig, Berlin (Oktober 2015)