Saab J 29F „Tunnan“

AZmodel AZ4856 - Spritzguss - 1/48

Vorbild: Die Saab 29 Tunnan ist ein einsitziger, einstrahliger Ganzmetall-Mitteldecker. Der Flügel ist als Pfeilflügel ausgeführt und weist ab der E-Variante einen Sägezahn mit Grenzschichtzaun auf, was höhere Anstellwinkel möglich machte. Das Fahrwerk ist einziehbar.

Es war das erste Kampfflugzeug dieser Art in West-Europa und ähnelte in der Auslegung der deutschen Messerschmitt P. 1101, der sowjetischen MiG-15 und der US-amerikanischen F-86. Das gedrungene Erscheinungsbild ist auf das mit Radialverdichter ausgeführte De Havilland Ghost-Triebwerk zurückzuführen, welches in Schweden in Lizenz gebaut wurde.

Insgesamt wurden während der Entwicklungsphase vier Prototypen gefertigt. Der Erstflug fand am 1. September 1948 durch den britischen Piloten Robert Moore statt.

Die Ähnlichkeit zum Messerschmitt-Projekt begründet sich in der Einbeziehung in der Schweiz beschlagnahmter Unterlagen von Messerschmitts Jäger. Im Herbst 1945 kam Frid Wanström, Projektleiter von Saab, in die Schweiz und prüfte dort die Unterlagen. Er erkannte die Bedeutung und begann die Entwicklung der Saab 29 auf Basis dieser Unterlagen. Der ehemalige Messerschmitt-Mitarbeiter Dr. Hermann Behrbohm, der in Linköping bei Saab angestellt wurde, unterstützte ihn dabei. Als erstes ausgeführtes Flugzeug kam dabei neben dem Pfeilflügel die Flächenregel zur Anwendung. Zur Sicherheit des Piloten wurde ein bei Saab entwickelter Schleudersitz eingebaut.

Um die Langsamflugeigenschaften beherrschbar zu gestalten, wurden automatische Vorflügel aus Leichtmetallguss am Tragflügel angebracht, die bei eingefahrenen Landeklappen verriegelt waren. Die Landeklappen reichten beim ersten Prototypen über die gesamte Tragflügellänge, wobei die Querruder gleichzeitig als Landeklappen dienten. Ab dem zweiten Prototypen wurden diese Funktionen wieder getrennt. Die Pfeilung des zweiholmigen Tragwerkes betrug 25 Grad. Die horizontale Stabilierungsfläche, an der auch das Höhenruder angebracht war, konnte zur Trimmung von +1° bis -6° eingestellt werden.

Die Einsatzbezeichnung lautete J 29 für die Jagdvarianten (schwedisch: „Jakt“) und S 29 für die Aufklärungsvariante (schwedisch: „Spaning“). Am 10. Mai 1951 wurden die ersten Serienmaschinen an die Staffel F 13 der schwedische Luftwaffe ausgeliefert.

In den Jahren 1954 und 1955 erlangte die Saab 29 die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit, als es gelang, zwei Weltrekorde aufzustellen – einmal 977 km/h über eine Strecke von 500 km und 900 km/h über eine Großkreis-Distanz von 1000 km.

Während der Operation der Vereinten Nationen in Kongo wurden neun Saab J 29B und zwei S 29C bereitgestellt. Einziger Export war die Lieferung von 30 gebrauchten Saab 29F nach Österreich in den Jahren 1960–1962 in zwei Losen zu je 15 Maschinen, die dort bis 1973 im Einsatz waren. In Schweden wurden die Maschinen ab 1960 bereits durch den wesentlich moderneren Saab 35 Draken ersetzt.

Insgesamt wurden neben den Prototypen 224 Saab J 29A, 360 Saab J 29B (von denen später etliche zu J 29E und J 29F modifiziert wurden) sowie 76 S 29C gefertigt.
Quelle: nach Wikipedia Wiki: Saab J29 Tunnan

Bausatz: Dies ist wieder eines der Modelle, die AZ über einen längeren Zeitraum angekündigt hatte, so dass man schon fast nicht mehr an ein Erscheinen glauben mochte. Jetzt ist er endlich erhältlich und hat mit der Publikation der ersten Testshot-Bauten auf der Internetseite von AZmodel scharfe Kritik geerntet. Insbesondere der Lufteinlauf und die Kanzel wirkten seltsam. Da mir wirklich keine Unterlagen zu dem Flugzeugtyp zur Verfügung stehen, möchte ich mich nicht an diesen Diskussionen beteiligen und lieber auf die einschlägigen Foren im WWW verweisen.

Mit Öffnen der Box fällt sofort auf, das wir einen klassischen short run Bausatz vor uns liegen haben. Die zwei grauen Spritzgussrahmen enthalten die großen Teile zum Bau des Modells. Die Gravur ist versenkt ausgeführt, aber recht tief und breit bzw. unscharf – d.h. Die Gravuren besitzen keine scharfen Kanten, sondern verlaufen sich etwas in die Oberfläche. Darüber hinaus ist der Verlauf der Gravur zum Teil etwas wackelig. Die wenigen angedeuteten Nietenreihen wirken dagegen sehr fein. Die Kanzel ist ebenfalls ein Spritzgussteil und leidlich durchsichtig. Ein Bad in Future/Klear sollte dies optimieren... nachdem der Anguss und der Grat entfernt sind.

Für das Cockpit, die Räder und die Schubdüse liegen 14 Resinteile bei. Diese sind gut, erreichen aber nicht die Qualität von z.B. Aires. Außerdem haben sie ungünstig liegende und großflächige Angüsse. Der „Nasenring“ ist noch einmal in verbesserter Form als dunkelgraues Teil beigefügt. Die Gurte sind am Schleudersitz mit angegossen. Das Instrumentenbrett mittels eines Fotoätzteils und eines Fotonegativs für die Skalen dargestellt. Wer nicht so gerne selber malt, kann aber auch auf den als Zubehör herausgebrachten, farbig bedruckten Fotoätzteilsatz zurückgreifen.

Der kleine Decalbogen erlaubt die Darstellung dreier Flugzeuge der Luftstreitkräfte des Österreichischen Bundesheers. Der Bogen ist sauber gedruckt und enthält auch Wartungshinweise. Die Bemalungsanleitung findet sich auf dem Farbig bedruckten unteren Karton. Die Position der Wartungshinweise wird in der kleinen (A5) Bauanleitung gezeigt.

  1. SAAB J 29F Wnr. 29443 „Gelbes M“, 1. Staffel des Jagdbombengeschwaders, Linz Hörsching, 1969
  2. SAAB J 29F Wnr. 29457 „Gelbes A“, 1. Staffel des Jagdbombengeschwaders, Wien Schwechat, 1961
  3. SAAB J 29F Wnr. 29649 „Rotes B“, 2. Staffel des Jagdbombengeschwaders, Linz Hörsching, 1969

Fazit: AZmodel gelingt es immer wieder, interessante Flugzeugmuster abseits des Mainstream in Bausatzform herauszubringen. Leider unterläuft den Mannen aus Tschechien dabei auch der eine oder andere Fehler. Diesmal passt die Ausstattung des Bausatzes, anders als z.B. bei der Vengeance, zur Kleinserie. Zum Bau der J 29 ist einiges an Erfahrung im Umgang mit solchen Bausätzen erforderlich, allerdings gibt es auch wenige alternativen, die ebenso spezielle Anforderungen bereit halten.

Bezug: Das Modell ist im guten Fachhandel oder online erhältlich. Das Muster stammt von IBG Modellbau (ibgmodellbau.de).

Steffen Arndt, Barsinghausen (November 2011)