Vorbild: Für Informationen zum Original möchte ich auf die Artikel von Volker Alanger Iljuschin Il-18 und René RusAir IL-18 verweisen.
Modell: Wie es immer so ist, erst gab es von einem Wunschmodell lange Zeit gar nichts auf dem Markt(zumindest als Plastikspritzguss), dann erscheinen in enger Zeitabfolge gleich zwei Modelle. Wobei man ja sagen muss, dass der vorliegende Bausatz von AZmodel schon länger angekündigt war. Jedenfalls konnte ich jetzt auf dem E-Day 2012 in Prag ein Exemplar persönlich von AZ Model in Empfang nehmen. Natürlich muss sich das Modell nun dem Vergleich mit dem Eastern Express (Eastern Express IL-18W) Kit stellen.
Der Bausatz kommt zum Käufer in einem ansehnlich gestalteten Schüttkarton mit den bekannten Nachteilen. Er ist jedoch ausreichend dimensioniert, sodass man alle Teile leicht wieder verstauen kann. Auf dem Titelbild ist ein Foto einer Il-18 der CSA. Die Rückseite ist die Bemalungs- und Abziehbilderanleitung. Auf 4 Spritzrahmen verteilen sich insgesamt nach meiner Zählung 76 Teile in weißen und braunen Kunststoff. Der Bausatz ist noch in Shortrun-Technologie erstellt. Es gibt keine Passstifte.
Die Aufteilung ist klassisch, jedoch ergibt sich die Hinterkante der Trag- und Stabilisierungsflächen aus den jeweils beiden Hälften. Der Kunststoff der beiden Seiten ist jedoch schon so dünn, dass Licht durchscheint! Hier sollte sich also eine noch akzeptabel dünne Hinterkante ergeben.
Die Teile haben alle eine feine Gravur, die jedoch nicht ganz das Level an Detaillierung der russischen Konkurrenz schafft. Auch ist z.B. der Eispanzer des Rumpfes im Bereich der Propeller nur als Gravur vorhanden und nicht als Aufdickung wie im Original und bei EE. Dafür stellt AZ die Antenne auf dem Rumpfrücken da. Jedoch scheinen nicht alle Maschine diese Antenne zu haben, hier hilft nur der Vergleich mit Vorbildfotos.
Die Tragflächen sehen m.M. gut aus, die Gravuren stellen auch Details wie Wartungsklappen da. Das Thema der Hinterkante hatte ich ja schon beschrieben. Ein Vergleich mit einer Zeichnung zeigt eine gute Maß- und Formhaltigkeit. Die Nase zeigt jedoch m.M. nach nicht die auffällige Rundung unter dem Cockpitfenster, welche beim Übergang in die Nase/Radom einen Absatz bildet. Dies ist beim EE-Modell vorhanden. Für die Darstellung der Fenster wird auf Decals zurückgegriffen. Also nichts für Freunde der Klarsichtfraktion.
Die vier Triebwerke entstehen aus jeweils vier Teilen, auf den Tragflächen ist nichts mit angegossen. Hier muss der Bau zeigen, ob es evtl. Passprobleme gibt. Aufwendig ist auch der Bau der Propeller, die Nabe ist bereits zweigeteilt. Das wahre Problem sind jedoch die Propeller, die Blätter sind alle einzeln. Für die Montage gibt es keine Schablone oder sonstiges. Es muss also sehr bei der Drehrichtung und dem Pitchwinkel aufgepasst werden. Zumindest machen die einzelnen Blätter einen guten Eindruck, eine Variation der Steigung ist von der Wurzel zur Blattspitze erkennbar. Die Dicke ist sicherlich das, was mit der Shortrun-Technologie möglich ist.
Das Fahrwerk entspricht dem üblichen Standard an Detaillierung und Feinheit. Für die Bugfahrwerksklappen ist der Modellbauer angehalten, diese selbst aus Sheet herzustellen. Die Bauanleitung befindet sich auf einem gefalteten A4-Blatt und zeigt in 10 Schritten den Bau. Beim Hauptfahrwerk ist die Zeichnung etwas kompliziert und erfordert Konzentration. Auf ein Gewicht wird nicht hingewiesen, dieses ist aber sicher nötig.
Die Bemalungsanleitung befindet sich wie oben bereits erwähnt auf dem Karton und zeigt in farbigen Bildern die beiden möglichen Varianten. Die Farbangaben sind allerdings auch nur als Namen ohne konkrete Angaben zu FS-Tönen oder sonstigen. Hier muss man für das Grau z.B. recherchieren. Der Decalbogen ist sauber und glänzend gedruckt und erlaubt den Bau von zwei Maschinen:
Fazit: Wie es so ist, erst gibt es gar nichts und dann kann man wählen. Wie schon gesagt, erreicht der hier vorliegende AZmodel Kit in einigen Bereichen nicht ganz das Niveau des EE IL-18. Aber deswegen ist es immer noch ein guter Bausatz, und als Vorteile sprechen ganz klar die bessere Verfügbarkeit, der Preis und die beiliegenden Interflug-Abziehbilder für Fans von deutscher Luftfahrtgeschichte. Daher für erfahrene Modellbauer eine klare Empfehlung.
Sebastian Adolf, Gaimersheim (Oktober 2012)