Vorbild: Der Einsatz der Lockheed Orion bei der Swissair, zeigte der deutschen Luftfahrtindustrie, dass es einen Markt für ein schnelles Verkehrsflugzeug in Europa gab. Die bei Heinkel in der Entwicklung befindliche He 65 konnte die Leistungen der Orion nicht erreichen, geschweige denn übertreffen. Ernst Heinkel ließ darauf hin die die Entwicklung der He 65 fallen und legte der Deutschen Luft Hansa am 14.06.1932 den Entwurf der He 70 vor. Darin wurde eine Maximalgeschwindigkeit von 314km/h und eine Reisegeschwindigkeit von 288km/h garantiert.
Siegfried Günther, der auf Anregung Heinkels hin ein halbes Jahr den Schnellflugzeugbau in den USA studierte, wurde mit dem Entwurf beauftragt.Besonderen Wert legte er dabei auf größtmögliche aerodynamische Vollkommenheit. Neben einer hohen Obeflächengüte, erreicht durch Verwendung von Senkkopfnieten, auf Stoß gesetzte Blechbeplankung des Rumpfes und Versenken bzw. Weglasse aller störenden Teile, trugen insbesondere das neu entwickelte Einziehfahrwerk, der strömungsgünstig eingebaute, wassergekühlte Motor und die gute Gestaltung des Flügel-Rumpfübergangs zur Widerstandsverminderung bei.
Im Rahmen der Flugerprobung Erfolg der Prototyp insgesamt 8 Geschwindigkeitsweltrekorde. Dieser erhielt im Laufe der Erprobung Landeklappen. Seit Juni 1933 hatte dieses Flugzeug das Kennzeichen D-2537 und ab 1934 D-UHUX. Der Eigenname war "Blitz", der zusammen mit dem entsprechenden aufgemalten Symbol für die allgemeine Bezeichnung der He 70 als Heinkel Blitz verantwortlich war.
1934 begann der Postzubringerdienst über den Südatlantik und kurze Zeit Später wurden die Passagierverkehr auf sogenannten Blitzstrecken in Deutschland aufgenommen. Die Nachfrage war groß, aber die DLH war nicht vollends glücklich mit der He 70. Die Innenraumgestaltung wurde als unzweckmäßig empfunden und der Wartungsaufwand war hoch. Außerdem konnte im Winter kaum geflogen werden. Ein Vorschlag der Umrüstung auf einen Sternmotor kam wegen des heraufziehenden zweiten Weltkriegs nicht mehr zur Umsetzung.
Auch aus dem Ausland gab es Kaufinteressenten, allerdings war die Politik recht restriktiv und nur wenige Exemplare wurden Exportiert. Japan erhielt eine He 70 G über die Firma Aichi. Eine Maschine ging nach Großbritannien und wurde ausgiebig getestet. Ungarn erhielt mehrere He 170 genannte Aufklärer mit Sternmotor.
Die He 70 war von Anfang an auch als Kampfflugzeug konzipiert worden. Schon der dritte Prototyp sollte eine militärische Sonderausstattung erhalten. Er ging jedoch 1934 bei einem Hallenbrand verloren. Es kristallisierten sich 3 Verwendungszwecke heraus: als schneller Aufklärer, als Schleppflugzeug für die Schießausbildung und als Verbindungsflugzeug für den Generalstab. Darüber hinaus war auch ein Einsatz als Behelfsbomber vorgesehen. Für die detaillierte Aufstellung von Zahlen und Parametern verweise ich auf das Buch von Dr. Volker Koos (s.u.). Insgesamt wurden etwas über 310 He 70 in allen Varianten gebaut. Der Einsatz im zweiten Weltkrieg erfolgte meist als Verbindungs- und Schulungsflugzeug. Etwas breiteren militärische Verwendung fand das Muster im Spanischen Bürgerkrieg auf Nationalspanischer Seite. Wer gut Spanisch kann, sollte sich dazu die zweite Quelle zu Gemüte führen. Allerdings ist das Heft allein schon wegen der Fotos einen Kauf wert, insbesondere wenn man diesen Bausatz mit den Spanischen Varianten bauen möchte.
Quelle: Nach Dr. Volker Koos "Ernst Heinkel Flugzeugwerke 1933-1945" s.u.
Bausatz: Jean-Luc hat die "Luftwaffen Edition" des Bausatzes bereits vor einiger Zeit vorgestellt (First Look). Auch ich denke, dass es Zeit wird, das mal ein 1/48er Modell dieses Flugzeugs erscheint. Schließlich gibt es ausgesprochen gute Bausätze von Flugzeugen, die in deutlich geringere Anzahl produziert wurden, als die He 70. Das dies ein sehr guter Bausatz ist, kann man allerdings nicht sagen. Jean-Luc hat die Hauptkritikpunkte in seinem Bericht bereits genannt: kaputte Form auf der rechten Rumpfhälfte, gruselige Fahrwerkschächte und die dicke, einteilige Kanzel.
Der Rumpf war ja schon vor etlichen Jahren auf der Spielwarenmesse von HiPM zu sehen … er hat sich kaum verändert und ist dementsprechend nicht ganz von der Qualität der Tragflächen. Alles unter der Sichtweise, dass dies ein "Short run" Bausatz ist (Resinformen mit größere Fertigungstoleranzen und geringer Laufzeit). Dies ist definitiv kein Projekt für ein Wochenende oder blutige Anfänger. Insbesondere auch wegen der Tragflächen, die man wirklich genauestens ausrichten muss, damit sie nicht wie Bananen aussehen.
Auch ansonsten hat man viel Bastelspaß mit dem Modell. Fast alle Teile müssen versäubert und detailliert oder sogar ersetzt werden. Der Innenraum ist rudimentär detailliert. Bomben- oder Aufklärungsausrüstung fehlen. Für den zivilen Einsatz ist der Blitz so auch nicht einzusetzen. Leider habe ich bisher keine guten Informationen zu Innenraum gefunden, so dass das Selbermachen auch nicht so einfach wird. Wegen des Kleinseriencharakters des Modells wird es wohl auch keine Zubehörteile für das Cockpit und die Fahrwerksschächte geben. Mal abgesehen von einem teuren PE-Satz von AZ selbst (made by Eduard).
Die Bauanleitung ist wieder das A4 Blatt und ist nur eine mäßige Hilfe. Die Bemalungsanleitung ist auf der Kartonunterseite farbig abgedruckt. Die Attraktive Blau-weiße Maschine muss man allerdings abkleben und bemalen. Nur Hoheitszeichen und Nummern liegen als Abziehbild bei. Das Heft der Reihe "La Maquina y la historia" ist sehr hilfreich für die genauen Farbverläufe. Diese weichen leicht von der Zeichnung ab.
Bemalungsvarianten:
Fazit: AZ model bringt hier endlich die He 70 im Maßstab 1/48 heraus. Dies ist schon sehr erfreulich, allerdings erwartet den interessierten Modellbauer eine Menge Arbeit. Wer das recht gut einsehbare Cockpit aufwerten möchte muss auch etwas Zeit in die Recherche stecken. Vielleicht hilft hier das Handbuch.
Erhältlich sind die Bausätze von AZ model im gut sortierten Fachhandel oder z.B. bei IBG.
Steffen Arndt, Barsinghausen (Mai 2012)
Literatur:
Ernst Heinkel Flugzeugwerke 1933-1945 Dr. Volker Koos Heel Verlag GmbH 2003 ISBN 3-89880-217-5 |
|
Heinkel He 70/170 "Blitz" Refale A. Permuy Lopez, Juan Arraez Cerda, Lucas Molina Franco La Maquina y la Historia: Perfiles Aeronauticos 3, Quiron Ediciones ISBN 84-87314-74-0 |