Vorbild: Die Kaiserliche Japanische Marine war Ende der 1920er Jahre auf der Suche nach dem Trägerjagdflugzeug der nächsten Generation. Als Richtschnur wurde 1928 eine Boeing 69-B (F2B-1) und im Folgejahr eine Boeing 100 (im Prinzip eine F4B-1) importiert, und der japanischen Luftfahrindustrie vorgestellt. Nakajima hatte zuvor die Gloster Gambet als A1N1-2 gebaut und begann nun, noch ohne staatlichen Auftrag, mit der Entwicklung eines Nachfolgers der lose auf den Boeing Flugzeugen basierte. Verantwortlich für den Entwurf des Jagdflugzeugs war Takao Yoshida.
Bis Dezember 1929 waren zwei Prototypen fertiggestellt, welche von Bristol Jupiter VI Motoren angetrieben wurden. Nach der Erprobung durch die Marine im darauffolgenden Jahr wurden die Prototypen abgelehnt, da sie eine unzureichende Leistungssteigerung gegenüber der A1N aufwiesen. Nach einigen Veränderungen am Entwurf durch Jingo Kurihara und ausgestattet mit einem 580PS Kotobuki Motor wurde 1931 ein dritter Prototyp fertiggestellt. Dieses Flugzeug wurde im April 1932 durch die Marine als Typ 90 Jagdflugzeug (A2N1) akzeptiert.
Die Nakajima A2N war ein einsitziges, einmotoriges Jagdflugzeug, das als Anderthalbdecker ausgelegt war. Rumpf und Flächen hatten eine metallene Rahmenstruktur die teilweise stoffbespannt und teilweise metallbeplankt war. Die A2N1 hatte die MGs seitlich montiert. Diese wurde bei der A2N2 in die eher übliche Position vor dem Piloten geändert und die Tanks entsprechend verlegt. Die Abschlussversion war die A2N3, bei der die obere Tragfläche einen V-Form mit einem Winkel von 5 Grad. Die untere Fläche hatte bei allen Versionen 4° Winkel. Die Serienproduktion lief von 1932 bis 1936 Bei Nakajima und Sasebo. Ungefähr 100 Flugzeuge aller Versionen entstanden in dieser Zeit. Die A3N1 war eine zweisitzige Schulversion des Flugzeugtyps, von dem zwischen 1936 und 1939 66 Stück produziert wurden.
Die Nakajima A2N wurde auf den Trägern Hosho, Kaga and Ryujo sowie bei der Kure Kokutai eingesetzt. Im chinesisch-japanischen Krieg gelangte das Muster auch in den Kampfeinsatz. Ein Pilot konnte 5 gegnerische Flugzeuge mit diesem Flugzeugtyp bezwingen, weitere Asse erzielten einige Anschüsse mit der A2N. Allerdings hatten Doppeldecker ab Mitte der 1930er Jahre als Jagdflugzeug ausgedient. Modernere entwürfe wie die A5M oder später die Zero waren einfach leistungsfähiger.
Quelle: verschiedene engl. Wiki, Hakan Gustavssons Biplane Fighter page, Aviation of Japan usw.
Bausatz: Bisher war mir die Firma A.B.&K Models völlig unbekannt. Erst durch das Erscheinen der Nakajima A2N3 hörte ich erstmalig davon. Allerdings soll es sie nach dem Scalemates Eintrag bereits seit 1997 geben, wenn auch das aktuelle Programm auf der Website des Herstellers nicht sehr umfangreich ist. Nach den guten Erfahrungen mit der A2N3 habe ich auch die Nakajima A2N2 direkt beim Hersteller erworben. Dieser Bausatz ist etwas günstiger und ich habe auch noch den passenden Motorsatz mitbestellt. Ich denke trotzdem, dass der Preis für ein so kleines Modell mit überschaubarer Ausstattung schon recht teuer ist. Allerdings gibt es für den Typen kein Konkurrenzprodukt und der Spritzgussbausatz stellte sich ja als brauchbar heraus.
Erfreulicher Weise hat der Hersteller eine sehr ordentliche Verpackung am Start. Wie zum Beispiel von ICM bekannt, wird der eigentliche Karton von einem farbigen Hochglanz-Stülpcover bedeckt. Der darunter befindliche weiße Karton mit Klappdeckel ist sehr stabil und schützt die Spritzlinge gut. Die 4 grauen Spritzlinge sind diesmal in einer klaren Plastiktüte verpackt. Ich hatte dies in meinem A2N3-Review angemerkt. Da keine Bruchgefahr herrscht bevorzuge ich es in dieser Weise. Der kleine Windschutz ist in einem zusätzlichen Zip-Lock Bag verpackt. Das ist gut, denn das Teil kann ansonsten sehr schnell abhandenkommen (siehe Foto für die Größe). Hinzu kommen noch separat verpackte Decals und die Bauanleitung mit äußerer Bemalungsanleitung in Farbe und isometrischem Bauplan innen auf Kopierpapier.
Wie schon bei der A2N3 ist der Gesamteindruck der Spritzlinge etwa wie bei WingsyKits. Auch hier gibt es etwas Grat an der Cockpitöffnung der beiden Rumpfhälften. Sehr gut gefällt mir die Darstellung der Stoffbespannung. Diese ist zurückhaltend aber wahrscheinlich trotzdem etwas stärker als dies beim Original der Fall war. Die Löcher im Windleitblech hinter dem Propeller sind geschlossen dargestellt. Ich vermute das funktioniert so ähnlich wie bei der I-16 / I-153. Ich habe jedenfalls Fotos von beiden Konfigurationen gefunden, obschon man sagen muss, dass es nicht sehr viel Vorbildmaterial gibt.
Der Townend-Ring ist dreiteilig mit einem Optionssegment je nach Bemalungsvariante. Bei der Montage erfordert dies etwas Aufmerksamkeit. Beim Auspuff werden diesmal beide Varianten für die Bemalungsoptionen gezeigt. Vorbildfotos sind wie schon geschrieben rar und bei den Profiles (online) geht es bunt durcheinander welche Varianten mit Einzelauspuffrohren oder Sammler dargestellt werden. Die Enden sind ohnehin Vollguss und müssen aufgebohrt werden. Inzwischen gibt es von AB&K dafür Zubehörsätze: je einen Motorsatz für A2N3 und A2N2 mit jeweils zwei Auspuffvarianten, sowie jede der 4 Auspuffvarianten separat. Insgesamt ist der Bausatzmotor aber ganz gut gestaltet.
Das Cockpit besteht nur aus 8 Teilen und einem Decal. Die Ausführung ist in Ordnung, es wäre aber super, wenn ein Zubehörsatz dafür heraus käme. Wie gesagt: Vorbildmaterial… Die Fahrwerksteile sind filigran. Die Räder sind nur an einem dünnen, abgeknickten Plastikstab befestigt und auch der Schleifsporn hat sehr dünne Streben. Hier herrscht absolute Bruchgefahr während des Baus!!! In der Vitrine sollte das kleine Modell aber bequem darauf stehen können. Diesmal gibt es auch gleich einen Verspannungsplan, der auch auf die verschiedenen Durchmesser bzw. Breiten eingeht.
Der Bausatz enthält Abziehbilder für zwei Bemalungsvarianten:
Die Decals sind von Decograph aus der Ukraine. Diese haben bei der kürzlich fertiggestellten Bf 109D von Modelsvit keine Probleme bereitet. Der Druck ist einwandfrei, allerdings matt, was ich persönlich nicht so besonders mag, bei der von mir präferierten Methode des Aufbringens zwischen Klarlackschichten aber kaum eine Rolle spielt.
Fazit: A.B.&K hat hier ein wirklich gutes Modell des japanischen Jägers herausgebracht. Die genannten Unzulänglichkeiten sind oft der armseligen Quellenlage geschuldet. Ich hoffe es wird hierzu noch mal was geben, zumindest in Japanisch. Vielleicht kann sich Lifelike oder ein anderer Hersteller auch zu einem Decalsatz mit mehr Varianten durchringen.
P.S.: wenn jemand ein brauchbares Buch oder Heft zum Flugzeug kennt, schreibt mir bitte kurz einen Hinweis (web@IPMSDeutschland.de). Danke!
Steffen Arndt, Barsinghausen (März 2020)