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Römischer Centurio
1.Jh. n.Chr.

Weißmetall 54 mm - Soldiers (Italien)

Als Vorlage für diese ansprechende Zinnfigur eines römischen Centurio wählte die italienische Firma "Soldiers" eine antike Grabstele, welche sich im Museum von Verona befindet. Zu sehen ist ein schon etwas älterer Herr in Prunkrüstung, versehen mit allen Insignien eines hochdekorierten Kämpfers der römischen Armee...

Ich habe mich etwas im Internet umgesehen und dabei einige interessante Einzelheiten zum historischen Vorbild dieses Centurio gefunden. Sein voller Name war Qintus Sertorius Festus. Er war Centurio der XI. Legion Claudia im 1. Jahrhundert n. Chr..

Die XI. Legion war unter Kaiser Claudius neu ausgehoben worden und erwarb erste Siege bei der Zerschlagung der Revolte in Dalmatien 42 n. Chr.. Vespasian standen sie treu zur Seite als es 68/69 n. Chr. in der Heimat zum Bürgerkrieg kam und für Domitian stritt die Truppe 73/74 n. Chr. in Germanien um die Vorherrschaft am Rhein. Als 83 n. Chr die Chatten in die germanischen Provinzen einfielen war auch hier wieder die XI. Legion zur Stelle. Ab etwa 101 n. Chr. wurde sie dann nach Moesien verlegt, um die dort stationierten Männer im Kampf gegen Daker und später Parther zu unterstützen.

Einzelne Truppenteile gelangten bis auf die Insel Krim, um den dortigen Völkern, die inzwischen auch zum Römischen Reich gehörten, bei der Verteidigung ihrer Landesgrenzen zu helfen. Woher weiß man das nun alles so genau? Ganz einfach, egal, wo die Soldaten waren, wenn einer der ihren fiel oder verstarb, wurden zum ehrenden Andenken Grabstelen errichtet. Diese waren oft nicht nur mit einer Inschrift, welche detailiert Herkunft,Rang und Legion beschrieb, sondern auch mit einem Reliefbildnis des Verstorbenen versehen. Aus der örtlichen Verteilung der aufgefundenen Stelen und deren Texten sind die Truppenbewegungen recht genau zu verfolgen...

Doch zurück zu unserem Centurio. Aus seinem Grabstein geht leider nicht hervor, ob er im Kampf fiel oder eines natürlichen Todes starb, ich vermute aber mal letzteres. Festus war laut dem Relief nicht mehr der jüngste, der hohe Haaransatz und die Falten im Gesicht deuten darauf hin. In seinem Beruf als Soldat muß er überaus erfolgreich gewesen sein, stolz präsentiert das Abbild all seine Auszeichnungen die er im Einsatz erhalten hatte.

Über seinem lorica squamata (Schuppenpanzer) prangen neun phalerae und zwei torques. In der rechten Hand hält er außerdem den vitis (Rebstock) als Zeichen seiner Würde. Phalerae nennt man die großen meist runden Metallscheiben auf der Brust, die normalerweise aus getriebenen Bronzeblech bestehen und versilbert oder auch vergoldet sein können. Dargestellt werden hier Schutzgötter, Tiere oder auch Portraits des gerade regierenden Kaisers. Diese Scheiben wurden für herausragende Leistungen und erfolgreiche Schlachten an den Betreffenden verliehen und stolz zur Schau getragen. Ebenso verhält es sich mit den Torques, massiven Halsringen aus Bronze oder Silber.

Sie sind eigentlich ein Überbleibsel der Bronzezeit, erfreuten sich bei den Völkern der damals bekannten Welt als Schmuck großer Beliebtheit und wurden nach gewonnenen Schlachten von den Römern gern als Trophäe den Besiegten abgenommen. Später übernahmen diese die Torques in ihr Repertoire als Auszeichnung, die in verkleinerter Form nun nicht mehr um den Hals, sondern festgenäht am Brustpanzer getragen wurden.

Da Festus gleich so viele dieser "Orden" vorzuweisen hat, muß er ein überaus geschickter und tapferer Kämpfer gewesen sein. Denn im Gegensatz zu neuzeitlichen Armeen ging ein Centurio (in etwa vergleichbar mit einem heutigen Offiziersrang) im Kampf vor seiner Einheit her oder führte sie von der Seite aus...dementsprechend hoch waren die Verluste an diesen Männern.

Zum Modell. Dies ist meine erste Figur der Firma Soldiers und ich muß sagen, die Qualität ist sehr gut. Insgesamt besteht sie aus 11 Teilen, eines davon die kleine Zinnbase. Allein der Helm setzt sich aus vier Teilen zusammen!

Der Rumpf erscheint mir ein wenig zu lang gezogen, hier kann aber der Schuppenpanzer täuschen. Einziges festgestelltes Manko war der zeigende linke Arm, bei dem die Hand nicht richtig ausgegossen war. Die Finger wirkten leicht verstümmelt und im Zeigefinger selbst war ein kleiner Hohlraum wodurch er schon fast abfiel.

Ein nennenswerter Grad war nicht vorhanden, es mußte kaum gefeilt werden. Nach der Grundierung mit Citadel-Primer erfolgte die Bemalung mit Acrylfarben nach dem Deckelbild der Verpackung. Ich habe zwar später im Netz auch Varianten mit blauer und brauner Rüstung gesehen, aber da Rot die allgemein benutzte Farbe der Legionäre war, denke ich, da nicht viel falsch gemacht zu haben...

Der Holzsockel kam als Rohling aus dem Modellbaufachhandel und wurde nach mehreren Schichten Acryl mit einem Klarlack überzogen. Etwas Statik-Gras und Birkensamen als Blätter beleben die Szene, ebenso einige leckere Steinpilze, die aus gezogenen Gußästen über einer Kerze entstanden. Soldiers hat hier eine wirklich ausdrucksstarke Miniatur geschaffen.

Mario Kanzenbach, Schwerin